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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

seiten an die beiderseits benachbarten Hauser an. Das Innere bietet einen Saal dar, welcher ein Tonnengewölbe aus Lattenwerk trägt, sehr unvortheilhaft dadurch wirkend, dass der Scheitel des letzteren den Scheitel der flachen Apsis, in welchem das Allerheiligste, fast berührt. Der Saal ist ringsum, mit Ausschluss der Apsis, von einer für die Frauen bestimmten Empore umzogen, die von hübschen Säulen aus rothem Tegernseermarmor mit weissen Palmenkapituälen getragen wird. 

Der Plan eines dem gegenwärtigen Gemeindestand entsprechenderen Neubaues, längst gefasst, ist noch immer von der Verwirklichung ziemlich fern. da sogar noch nicht festgestellt ist, wo der Bau zu stehen kommen soll. Vorläufig sind die an die alte Synagoge gegen Süden anstossenden Häuser von der Gemeinde angekauft worden.

Friedhöfe.

In München bestehen ausser einem besonderen, ferner von der Stadt (bei Thalkirchen) gelegenen und 1816 angelegten Begräbnissplatz für die israelitische Bevölkerung vier zum simultanen Gebrauch bestimmte, mit je einem Leichenhauser versehene Friedhöfe, der südliche und nördliche Friedhof, dann die Friedhöfe in den Vorstädten Au und Haidhausen.

Der älteste dieser Friedhöfe ist der südliche, welcher im Jahre 1786, als nach landesherrlicher Verordnung die Leichenäcker innerhalb der Stadt zunächst der Kirchen aufgehoben wurden, unter Benützung eines seit 1577 bestehenden Armen- und Epidemien-Kirchhofs, vor dem Sendlingorthor auf einem 7 Tagwerk umfassenden Terrain angelegt wurde.

Bei der im Jahre 1854 erfolgten Vereinigung der rechts der Isar gelegenen Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing mit München kamen auch deren Friedhöfe zur Stadt, von welchem jedoch jener in Giesing in jüngster Zeit seiner ungeeigneten Lage wegen für die Benützung gesperrt wurde. Nachdem diese Friedhöfe nicht hinreichten, fand im Jahre 1868 die Eröffnung des „nördlichen Friedhofes“ statt.

Der südliche Friedhof erhielt im Jahre 1819 einen halbkreisförmigen Arkadenabschluss, sowie ein Leichenhaus, wozu die Pläne von Baurath Vorherr im Weinbrenner'schen dorischen Style gefertigt waren. Im Jahre 1844 wurde er wiederholt erweitert, indem sich unmittelbar an die Leichenhäuser ein neuer Friedhof rings mit Arkaden umgeben anschloss, welcher mit Bezug auf die Campo Santu's in Bologna und Pisa nach den Entwürfen des Direktors von Gärtner ausgeführt wurde, und in dieser Anlage gegenwärtig noch besteht. Das Flächenausmaass des ganzen Areals beträgt 94,480 □ Meter. Unter den Arkaden des alten und neuen Theils

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