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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

befinden sich Grüfte, welche für die Gräber im offenen Friedhof nicht gestattet sind. Für die hier zu errichtenden Monumente sind bestimmte Dimensionen der Fundamentmauem vorgeschrieben. Jede Leiche muss innerhalb 12 Stunden nach dem Tode in das Leichenhaus gebracht werden, und bleibt hier bis zur Beerdigung beigesetzt. Zu diesem Zwecke enthält das Geb ude die nöthigen Leichensäle, sodann Secirsaal. Wohnung des Friedhofaufsehers und die Räume für die Kanzlei.

Von den Monumenten können hier nur die erwähnt werden, welche in künstlerischer Beziehung hervorragen, die natürlich nicht immer mit der persönlichen Bedeutung des Bestatteten gleichen Schritt hält. Aeltere Werke fehlen mit Ausnahme der beiden nachträglich dahin versetzten Denk- und Lichtsäulen (vergl. Salvatorkirche S. 119) und der Stürzer'schen Grabstätte (mit zwei rothen Sandsteinreliefs vom 17. Jahrhundert an der rechtseitigen Umfassungsmauer) gänzlich, da bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts die eisernen Kreuze allein üblich waren. Von neueren Werken enthält der Arkadenhalbkreis in der Reihe von links nach rechts als erwähnenswertli das Grabmal der Prinzessin Czetwertynska (Maria Narisehkin) mit einer Marmorgruppe der Wohlthätigkeit, von Halbig; die Bronzestatue des Baron C. L. Ch. v. Kesling, von Halbig; das liegende Bronzebild der Caroline von Mannlich, von Stiglmair, und das Marmorrelief der Trauer, am Grabmal der Friederike v. Wurmb, von P. Marchesi. Nahebei im Freien befindet sich das liegende Bronzebild des Generallieutenants S. Bar. v. Leistner, von Halbig; im rechten Seitengang das Hanfstängl'sche Bronzegrabmal, von Pettrich; im Mittelgang das Pet. Hess’sche Grabmal mit Bildnissmedaillon, von A. Hess. Der neue Theil des südlichen Friedhofes regt durch die stattliche Arkadenumfassung zu höherer Denkmälerlust an, doch ist jetzt die umfängliche Halle noch nicht zur Hälfte gefüllt. Die grossen Wandflächen leiten auf Malerei, es ist indess noch nichts Bedeutendes geschaffen worden Von den colossalen Bildnissstatuen mögen die von Professor von Breslau, Staatsrath von Herrmann. Glasmalereidirektor M. Ainmiller und Prof. v. Walther, sämmtlich von Halbig, hervorgehoben werden. Von den übrigen Monumenten steht das Ang. Knorr's, von A. Hess, obenan. Sonst die Brey-, und Schmanss'schen Grabmäler mit Idealstatuen von Halbig und das Steinbacher’sche mit der Porätraitbüste von M. Spiess, das Frz. Kester'sche und Sid. v Pausinger'sche von Hautmann, ferner die aus dem Sickinger'schem Atelier stammenden Grabmäler der Baronin Pfeffel, des Apothekers Zaubzer, des A. Siekinger und von Klenze’s. ln der Mitte des Kirchhofs erhebt sich das colossale Bronze-Crucifix von Halbig.

Der nördliche Friedhof umfasst einen Flächenraum von 47,000QM. wovon 3068fl M. überbaut sind, hat 7304 Gräber und ein Leichenhaus mit 4 Leichensälen, den dazwischen liegenden 2

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