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Ensinger von Ulm, der eben das dortige Münster eingew lbt hatte, Meister Conrad Roritzer, der an der Lorenzkirche zu Nürnberg gebaut hatte, bei dem Stephansdom zu Wien betheiligt gewesen und eben als Regensburger Dombaumeister th tig war, Meister Friedrich von Ingolstadt, der Erbauer der dortigen Marienkirche, und Meister Michel von Pfarrkirchen sich zum ersten Münchener Architektentage versammelten, beinahe genau 400 Jahre vor jenem, welchem diese Schrift ihre Entstehung verdankt. Die gesteigerte Rührigkeit und der geweckte Sinn für baukünstlerische Sch nheit machten sich damals ziemlich allseitig geltend. So wurde 1470—1471 der grosse Festsaal im alten Rathhause mit seinem in Holzsprengwerk hergestellten imposanten Tonnengew lbe neu ausgeführt und zwar unter baulicher Leitung des Stadt- und Frauenkirchen-Baumeisters J rg, w hrend Erasmus Grosser Wappenfries, Narrenstatuetten und die übrige Holzdecoration fertigte. In die gleiche Zeit 1470—1476 f llt der Bau der albertinischen (Neuen ) Veste, wobei ebenfalls einige Saalanlagen, die Rundstube und die Langstube, erstere in einem Kupferstich von Martin Zasinger von 1500 ersichtlich, wie zwei Kapellen vorkamen. Unmittelbar darauf erstanden die tüchtig angelegten Kirchen zum h. Kreuz 1480—1485, ebenfalls von Meister J rg erbaut, und die S. Salvatorkirche 1494 vollendet und schon schlankere Verh ltnisse zeigend, als sie Meister J rg eigen waren. Im Innern sind diese Kirchen einfach und einschiffig. Der Thurmhelm der Kreuzkirche soll davon ein Bild geben, wie der Baumeister auch die Bedachung der Frauenthürme geplant habe. H tten sie aber wirklich die stumpfe Schwere des Kreuzthurmes erhalten, statt etwa das schlanke Profil der Helme des Lange’schen Restaurationsprojekts zu gewinnen, so ist es wohl weniger zu beklagen, dass ihre Vollendung sich ins 16. Jahrhundert verschleppte und statt der Helme sich Kuppelhauben auf die Thurmscheitel stülpten. Man wTeiss nicht, wann das letztere geschah; eine Abbildung Münchens von 1493*) zeigt die Thürme noch ohne (sichtliche) Bedachung: wenn man aber erw gt, dass schon Albert IV. (4 1508) in einer Medaille seiner letzten Zeit deutsche Renaissancearbeit zeigt, die wunderbar contrastirt mit einer wenig früheren gothischen Medaille desselben Fürsten, oder dass 1510 schon Renaissancekirchenstühle in U.-L.-F. standen und der Andreasaltar, von unten auf gothisch begonnen, 1513 im Renaissancestyl vollendet ward, so darf man annehmen, dass schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts dieser stvllose Abschluss hergestellt worden sein kann, auf welchen sich wahrscheinlich die Jahrzahl 1514 über der Uhr bezieht und den schon ein Cranach’sches (y 1552) Bild zeigt. Was den letzteren, in der k. Pinakothek zu München befindlichen und nach demselben
*) Hartmann Schedel Buch der Chroniken und Geschichten. Nürnberg 1493.