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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

Bocksberger I geschmückt waren, wahrscheinlich südlich, scheint als Tafel- und Bankidsaal angelegt gewesen zu sein. Von alledem hat sich an Ort und Stelle nichts mehr erhalten, als das ltere Geb ude des muthmasslichen Burgstalles, von dem oben gesprochen worden ist. Von kirchlichen Anlagen, welchen Albert V. weniger zugeneigt war, scheint die Herzogsspitalkirche zur h. Elisabeth, von dem Schlossbaumeister Heinrich Schiittl aus München 1550 erbaut, das erste Werk Münchens gewesen zu sein, welches den Renaissance- stvl auch zum Theil in constructive!- Hinsicht und nicht blos in untergeordneter Decoration in Anwendung zeigt. Im Jahre 1676 wesentlich umgestaltet, l sst es doch in der Einfachheit seiner Anlage nicht annnehmen, dass Sch ttl hierin H heres geleistet, als in dem leider v llig verschwundenen Lusthaus des Hofgartens. Zur vollen Entwicklung war die Renaissance-Architektur in München unter Albert des V Nachfolger, Wilhelm V. ( regierte 1576—1597) gelangt. Der grosse Schlossbrand von 1580 veran- lasste ihn zun chst, unter Vernachl ssigung des Wiederaufbaues, sich eine neue Residenz, die Willielmische Veste neben dem ehemaligen Frauenthor zu erbauen. Sie ist unter dem Namen Herzog Max-Burg noch erhalten, wenn auch neuestens erweitert, restaurirt und Administrativ- und milit rischen Schulzwecken adaptirt. Die Schüchternheit in der Anwendung des classischen Details ist noch so gross, dass man selbst die Fenstergesimse nur in Flachverputz anzudeuten versuchte, aber aller Ausladung ngstlich aus dem VVege ging. Einer eigentlich architektonischen Gliederung wenigstens im Privatbau noch nicht gewachsen erhob man sich zwar im Innern iider die etwas nüchterne Felderung des Aeussern, doch fast durchaus nur in solcher Stuceoauszierung, welche sich mehr in spielenden als constructiv gliedernden Motiven gefiel. Die hübsche Kapelle der schmerzhaften Mutter Gottes, 1597 geweiht, musste leider auch den modernen Zwecken zum Opfer fallen. — Der Architekt der Herzog Max-Burg, der Hofbaumeister Wendel Dieterlin aus Strassburg, erhielt jedoch bald eine gr ssere Aufgabe durch den Entschluss des Herzogs den von Albrecht V. behufs der 1560 vollzogenen Gründung des ersten Gymnasiums berufenen Jesuiten ein ihrer sich rasch steigernden Bedeutung entsprechendes Geb ude herzustellen. 1583 hiezu neuerdings nach München berufen und nun erst f rmlich in den herzoglichen Dienst gelangt, entwarf er zun chst den Plan zur Kirche, bei dessen Herstellung ohne Zweifel auch kunstverst ndige italienische Jesuiten betheiligt waren, wenn auch angenommen werden muss, dass der Architekt vorher italienische Vorbilder der Hochrenaissance und namentlich von Jesuitenbauten gründlich studirt hatte. 1590 konnte die Kirche, nach dem h. Michael genannt, geweiht werden; aber kaum hatten die Patres davon Besitz ergriffen, so stürzte der Thurm in Folge ungenügender Fundirung ein und

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