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ist es doch den Tanzomanen unmöglich, dem Reiz der guten Musik zu widerstehen, sie walzen daher mit wachsgesichteten Nymphen — so gut es unter vielfachem Anstoßen gehen will — durch den Saal. Indessen scheint es mir doch weniger eigentliche Tanz- lust als der gegenseitige Wunsch, schon recht bald und so früh als möglich in irgend- ein angenehmes Verhältnis mit jemand zu treten, das den ganzen Abend und die Nacht, ja oft selbst noch einige Tage nachher oder gar für den ganzen Karneval dauern soll. Der Tanz ist das unverfänglichste Mittel, in den langen Stillstands- pausen und bei der nachfolgenden Promenade mit jemand traulich zu reden. Versäumt man die erste Stunde des Zusammenseins unter der Maske, so kommt später leicht ein trennendes Hindernis — sek es ein alter Freund vom vorigen Karneval, eine lästige Base oder sonst etwas Arges und Unheimliches — dazwischen, und die Freude liegt km Brunnen. Sind aber die Präliminarien zu einer längeren oder kürzeren Intrigue schon unterzeichnet, so vermag keine Dazwischenkunft dritter Personen mehr zu schaden.
Wie freut man sich über die vielen blühenden Mädchen- und Frauengestalten, die sich hier kn herrlichem Kranze vereinigt finden,- freilich ist noch unentschieden, was das griechische Wachsprofil verbirgt, ob ein brennendes Feuermal, eine Zahnlücke, eine Habichtsnase oder das entsprechende Gegenstück zu seiner äußeren Maskenform, wofür immer eher zu wetten ist. Sehen wir hier die beiden Gärtnerinnen in weiß und blau mit den schalkhaften Hütchen, die über den niedlichen Köpfchen nur zu schweben scheinen wie Heiligenschein! Gibt es etwas Lieblicheres in weiblicher Form? Sie tragen Orangen, Mandeln, Rosinen und Feigen in zierlichen Körbchen und bieten mir freundlich davon: mit gutmütiger Laune antworten sie mir, und als ich forschen will, verschwinden die lieblichen Gestalten in der treibenden Menge. Zwei Herren aus dem sieole cke Louis XV. treten süßschmunzclnd daher. Ihr breites habit fran