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München und seine Bauten

Entwicklung der Stadt

Das München Jakob Sandtners

begleiten, lagen alte Sippenansiedelungen, die, wie Sendling, Giesing und Haidhausen, frühe schon urkundlich erwähnt werden, dazwischen in weiten Abständen einzelne Meierhöfe uud Ansitze und auf einer gegen die Isar hin abfallenden Bodenerhebung, die den Aufstieg bildete zum westlichen Höhenrande, einDörflein, das nach seinen Gründern, den rodenden und bauenden Jüngern des heiligen Benedikt in Tegernsee, den Namen „zu den Mönchen" oder wie er damals lautete „Munichen" erhalten hatte. Keine Brücke führte hier über den Fluß, keine wichtige Verkehrsstraße durchzog die Gegend, es war ein durchaus ländliches Bild, wie heute noch droben auf den Hochflächen von unseren Bergen. Der Landesherr von Altbayern war seit 1156 Heinrich der Löwe, der mächtige Sachsenherzog, der zumeist im Norden oder wenn er nach Bayern kam, in Regensburg weilte, das in jenen Tagen noch den geistigen und handelspolitischen Mittelpunkt seines südlichen Herrschergebietes bildete. Ueberall hat der Fürst seinen Nachbarn gegenüber eifersüchtig seine Rechte gewahrt, energisch und rücksichtslos, wie es seinem selbstbewußten, gewaltigen Wesen entsprach und diesem Bestreben verdankt es das bescheidene Dörflein, daß es aus seinem bisherigen Stilleben hinaustritt in das helle Licht der Geschichte. In Föhring, eine Stunde flußabwärts, ging damals die alte Heerstraße von Salzburg nach Augsburg über die Isar. Hier erhoben die Freisinger Bischöfe denBrückenzoll, der reichen Gewinn brachte, weil alles Salz, das aus den Werken von Reichenhall, Berchtesgaden und aus dem Salzkammergut kam, abgabepflichtig war und hier besaßen sie auch Markt und Münzstätte. Die uralte Handelsstraße hat im Laufe der Zeit öfters den Platz, wo sie die Isar kreuzte gewechselt, je nachdem der unbändige Fluß hier einmal die Brücke wegriß oder dort den Uebergang erleichterte. Die römische Straße, deren Zug sich in den großen Forsten südlich von München noch genau verfolgen läßt, hatte bei Grünwald, zwei Stunden flußaufwärts die Isar übersetzt. Im frühen Mittelalter rückte dann die Brücke weiter nördlich, wo die Bedingungen günstiger schienen. Da plötzlich, in der Frühzeit des Jahres 1158 überfiel Heinrich der Löwe den aufblühenden Ort, zerstörte die Freisinger Anlagen und führte die Salzstraße nach dem herzoglichen Dorfe München, das er seinerseits mit Brücke, Markt und Münzstätte begabte. Damit war der wichtige Verkehrsweg von Osten nach Westen gewonnen, der in der Folge als Verbindung von Paris mit Wien für unsere Stadt so bedeutsam geworden ist und nachmals in der nicht minder wertvollen Kreuzungslinie von Nord-

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