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München und seine Bauten

Privatbauten

Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude und Banken

verschwunden sind. Zunächst wird dem Bedürfnis nach vermehrter Schaugelegenheit durch Umbau alter Häuser entsprochen, und damit beginnt jener, so mancher Stadt zum Verhängnis gewordene Auswechslungsprozeß und die Verwüstung oder Entwertung alt überlieferten Kunstbesitzes. Eine Bauaufgabe dieser Art bleibt immer heikler Natur, auch dann, wenn der redlichste Wille zur Schonung des alten Bestandes vorhanden ist. Es mußte aber notwendig zu Ungeheuerlichkeiten führen, wenn Unverstand des Baumeisters sich mit mangelndem Verständnis des Bauherrn und Publikums paart. Das letztere war zu Beginn dieser Auswechslungsperiode hier wie überall der Fall und München hat aus seiner verhältnismäßig langsamen Weiterentwicklung in dieser Hinsicht keinen unerheblichen Nutzen gezogen. Der fernere Entwicklungsprozeß über immer größer werdende und mehrere Etagen umfassende Läden bis zu einem alle Räume desselben unrfassenden Geschäftshause hat sich erst in allerjüngster Zeit vollzogen und ist keineswegs abgeschlossen. Vor wenig mehr als 20 Jahren war kein einziges eigentliches Geschäftshaus vorhanden und jetzt zählen wir derselben schon zirka dreißig. Daß diese neue Gebäudeart bei ihrem Entstehen noch keine gereiften Former aufwies, erscheint begreiflich. Erst nachdem man sich geraume Zeit eingehend mit dem Problem beschäftigt hat, beginnen sich auch in der formalen Behandlung neue Grundgedanken zu entwickeln. Die Ausbildung der Geschäftshaus-Physiognomie wurde übrigens anfänglich nicht unwesentlich beeinflußt durch die oft stark übertriebenen Anforderungen der Bauherren an Schaufenstergrößen und Gebäudereklame, so daß der neue Typus des Geschäftshauses zu der bestehenden Bauart in auffälligen Kontrast treten mußte. Es schien, als sei die Auflösung der Wände in Pfeiler und Zwischenkonstruktionen aus Glas und Metall die dem Geschäftshausproblem eigentümliche Lösung. Dennoch zeigen die jüngsten Beispiele großer Geschäftshausbauten in München, daß diese Bauaufgabe ohne Beeinträchtigung moderner Anforderungen in bezug auf Schaufensterfläche und Reklame auch mittels des alten Prinzipes der durchbrochenen Wand zu lösen ist. Die letztere Art vor allem ermöglicht die Erhaltung der Harmonie im alten Stadtbild. Erfreulicherweise ist auch ein Herabmindern der maßlos übertriebenen Anforderungen des bauenden Publikums an große ungeteilte Schaufensterflächen eingetreten, die zweifellos einer sich gegenseitig überbietenden Reklame entsprangen und sich wie vieles andere weniger als unerläßliches Bedürfnis, wie als Modesache

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