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München und seine Bauten

Entwicklung der Stadt

Der zweite Mauerring

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Rundturm an der Frauenstraße beim heutigen Viktualienmarkt, errichtet 1467, dahinter ein älterer Turm des zweiten Mauerrings. Abgebrochen 1891.
Nach einer alten Photographie

Isarkanal durchzieht seinen ganzen Verlauf und mit Stauwehren kann bei Belagerungen ein 20 bis 25 m breites, 3 bis 4mtiefesWafserhindernis vor der Mauer geschaffen werden. Die Stadttore spiegeln in ihrer Bewehrung zu Schutz und Trutz deutlich die immerwährenden Fortschritte der Artillerie im Mittelalter wieder. Solange man meist Steinkugeln schoß, konnten die viereckigen hohen Türme noch lange widerstehen, aber den gußeisernen Geschossen, die im 15. Jahrhundert allgemein angewendet wurden, mußte man mit dickwandigen, polygonalen oder besser noch runden Turmbauten begegnen, die ihrerseits zahlreiche Schießscharten für Stückwerk erhielten. Diesen Zustand sehen wir an den Toren im Modell: vor dem alten Torturm liegt die modernere Barbakane mit ihren beiden Ecktürmen, so daß dadurch in der Flucht des Zwingers ein geräumiger Waffenplatz entsteht, der durch Quermauern vor Flankenfeuer geschützt ist. Nur das Isartor hat heute noch, allerdings in ganz veränderter Gestalt, seine dreiTürme bewahrt, während am Neuhauser- und Sendlingertor nur Reste der Barbakane sich erhalten haben. Von der reichen Bemalung, die alle Münchener Tore einst aufwiesen, wird uns aus alten Reiseberichten und Urkunden so viel überliefert, daß wir das schlichte Bild, das uns Sandtner von diesen verputzten Ziegel-

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