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München und seine Bauten

Entwicklung der Stadt

Disposition des Stadtganzen

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Promenadeplatz zwischen Karmeliterkirche und Salzstadel mit zwei Adelshäusern aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Nach einem Stich von Stridbeck um 1700

scherhaus dem Platz eingefügt hat, die schlanke Säule, ist so hold und feinfühlig, daß es wunderbar mit dem Ganzen lebte. Heute ist fast alles dahin, die alten Häuser, die geschlossen Platzwände verschwinden von Jahr zu Jahr mehr; der ehrwürdige Platz ist bald zum reinen Verkehrsschnittpunkt herabgesunken.

Ein abgeschlossenes Reich für sich, vom Stadtinneren nur durch enge Gassen zugänglich, war im Nordosten der Stapelplatz des Salzverkehrs, der heutige Promenadeplatz. Drei große Salzstädel nahmen die kostbare Ware auf, zwei auf dem „Kreuzplatz" selbst und einer an der Ecke längs der jetzigen Promenadestraße; ringsherum hatten sich vornehmlich die Salzstößler angesiedelt, die den Detailvertrieb in der Stadt imd an die Landkundschaft besorgten. Wo die ältesten Salzlager gestanden hatten, ob sie auch noch auf dem überfüllten Marienplatz ihre Stelle gefunden, wissen wir nicht. Später, als München Residenz wurde, war dieser Stadtteil eine bevorzugte Wohngegend und mancher Adelige hat für sein Stadtquartier sich diese verhältnismäßig ruhige und gesunde Lage in der Nähe der Bauten des Hofes gewühlt.

Die wichtigste Geschäftsgegend war dagegen von jeher das Anger- und Graggenauerviertel, wo zahlreiche Kanäle die Stadt durchströmten und die Triebkraft nebst dem Wasch- und Spülwasser für die verschiedenen Gewerbe lieferten. So entstand der Färbergraben längs des älteren Stadtwalls zwischen Sendlinger- und Kaufingerstratze, die Gerber siedelten sich an der Ledererstraße, der Hochbrückenstraße und am Anger an, wo heute noch die charakteristischen Dächer den

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