Alte Bücher

 Seite 797


München und seine Bauten

Ortsübliche Baumaterialien und Baukonstruktionen

Sonstige ortsübliche Baumaterialien, Baukonstruktionen und Techniken

arbeitet die Herstellungskosten von Maschinensteinen unterbietet. Diese sogenannten Handziegel, welche alle gesandelt werden und ein blaßrotes bis gelbliches Aussehen haben, werden mit Recht als Mauermaterial den Maschinensteinen vorgezogen, da sie infolge ihrerrauhenOberflächenbeschaffen- heit in bessere Verbindung mit dem Mörtel treten und namentlich für den Fassadenputz eine bedeutend größere Festigkeit bedingen. Die weiße Farbe rührt hauptsächlich von dem beim Brennen weiß werdenden Kalksand her, während die roten Handsteine durch Behandlung mit Mainsand entstehen. Die Maschinensteine werden in München lediglich als Verblender, Klinker und Pflastersteine verwendet. Zur Herstellung von Dachziegeln ist das in München abgebaute Lehmmaterial infolge seines Kalkgehaltes weniger verwendbar. Die Dachziegel stammen daher alle von auswärts, von Schwandorf, Ergoldsbach, Neufahrn, Regensburg, Kolbermoor, Ludwigshafen und so weiter. Das gebräuchlichste Dachdeckungsmaterial ist der Biberschwanz in Doppeldeckung, vereinzelt haben in den letzten Jahren das Mönch-Nonnendach und die holländischen Dachpfannen wieder Anwendung gefunden. Das Mönch- Nonnendach ist beispielsweise beim Neubau des Verkehrsministeriums verwendet. Seit ungefähr 15 Jahren werden die Ziegeldächer mit einer Dachschalung und Pappunterdeckung hergestellt, um die völlige Staubsicherheit des Dachbodens zu erzielen, auch um Neubauten raschmöglichst witterungssicher zu machen. Diese Eindeckungsart hat in ihrer ursprünglichen Ausführung schwere Schäden mit sich gebracht. Der zwischen der inneren Papplage und der Ziegeleindeckung entstehende Hohlraum begünstigte die Entwicklung des Schwitzwassers, besonders an jenen Dachflächen, die einer raschen Sonnenbestrahlung und Erwärmung ausgesetzt waren, namentlich an der Süd- und Westseite. Durch den Mangel einer ergiebigen Ventilation im Verein mit einer durch Staub hervorgerusenen Verlegung der Abflußkanäle für das Schwitzwasser ergab sich im Laufe der Zeit häufig eine Zerstörung des gesamten Lattenwerkes der Dachhaut und damit des Daches. Nicht wenig dürfte diese Erscheinung auch auf die Unsitte zurückzuführen sein, nicht hinreichend trockene Dachlatten zu verwenden. Viele besonders ältere Fachleute sehen daher überhaupt von einer Verbindung der Ziegeleindeckung mit Dachschalung ab. Jedenfalls gebietet eine vorsichtige Konstruktion zur Vermeidung schwerer Schäden neben der Verwendung trockener mit Karbolineum gestrichener Latten den Luftraum zwischen innerer und äußerer Dachhaut ergiebig zu ventilieren undax

 Seite 797