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So lang der alte Peter …

Geschichtliches und Sagenhaftes vom Münchner Dom

Der hl. Benno, Münchens Schutzpatron

Benno, der ihm verwies, daß er sich in solche Gefahr begeben hatte, und ihm Schweigen über den Vorfall gebot.

Noch vieles Wundersame und Erbauliche ist uns aus dem Leben des heiligen Bischofs, das er auf beinahe 96 Jahre gebracht, ausgezeichnet und berichtet. Im Jahre 1106 schied er selig von hinnen, und im Jahre 1523 ward er in Rom durch Papst Hadrian VI. heilig gesprochen.

Zur Zeit der Reformation hielt der damalige Bischof Johann von Meißen (ein Freiherr von Maltitz) die Gebeine des Heiligen, die in der Domkirche unter einem Grabmal von schwarzem Marmor beigesetzt waren, nicht für ungefährdet, ließ sie heimlich erheben und in die fürstliche Hofkapelle zu Stulpen bringen. Da erbat sich Herzog Albrecht V. von Bayern die Reliquien des heiligen Benno; und der Bischof willfahrte dem Gesuch und sandte am Lätaresonntag 1576 die heiligen Gebeine nach München, wo sie zunächst vier Jahre lang in der herzoglichen Residenz, der Neuen Veste, aufbewahrt wurden. Darnach, im Jahre 1580, erfolgte ihre feierliche Überführung in die Frauenkirche; dort wurden sie auf dem Hochaltar ausgestellt, bis sie einen eigenen Altar erhielten. Unter Maximilian dem ersten Kurfürsten wurde eine Reliquienbüste des hl. Benno gefertigt, aus getriebenem Silber, mit Gold und Edelsteinen reich verziert; sie gehört heute zu den Kleinodien der Domschatzkammer. Auch ließ Maximilian I. 1604 einen neuen Bennoaltar herstellen, der jetzt in einer besonderen Kapelle steht, ihm gegenüber ein Glasschrein, der Stab, Mitra und Meßkleid des Heiligen enthält, dabei die gleichfalls von Maximilian I. gestifteten Bildfiguren seiner beiden Prinzen Ferdinand Maria und Max Philipp, deren Geburt der zuvor kinderlose Kurfürst der Fürbitte des Heiligen zuschrieb.

Als anno 1652 die Schweden München besetzten, wurden die Reliquien und das silberne Brustbild St. Bennos mit den übrigen Kirchenschätzen nach Salzburg geflüchtet und erst im Pestjahr 1654 — 1655 wieder in großer Prozession durch das Jsartor eingebracht.

Diesen Vorgang zeigt ein Gemälde an der nördlichen Mauer der Frauenkirche, über dem Bennobrünnlein, das ebendort fließt und dessen Wasser lange Zeit als besonders heilsam galt. So besagt auch die Inschrift in der Nische mit dem Bilde und Brünnlein: „Wer gsund will sein an Leib und Seel — Der flücht zu dieser BrunnenQuell." 

Der Andacht zu St. Benno verdankt die Frauenkirche noch ein Wahrzeichen: den Kardinalshut in der Dreikönigskapelle beim Bäckeraltar. Im Jahre 1607 kam nämlich der Kardinal Melchior Klesl, Bischof von Wien und „vertrauter Rat der Römisch kaiserlichen Majestät" nach München, um einem Gelübde zufolge die Reliquien des heiligen Benno zu verehren. So wie er zuvor in Altötting, wohin er gleichfalls gepilgert war, den grünen Pilgerhut zurückgelaffen hatte, stiftete er nun der Frauenkirche, wo er an St. Bennos Altar das Meßopfer darbrachte, seinen Kardinalshut, der zuerst im Chor aufgehängt war. Kardinal Klesl stand bei den Münchnern lange in Ehren, einmal, weil er - eines Bäckers Sohn - aus einer Münchner Bürgersfamilie stammte, aber auch wegen der von ihm betriebenen Verständigungspolitik vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. Alte Leute sollen öfter gesagt haben: „Wäre man dem Klesl gefolgt, so hätte es keinen Schwedenkrieg gegeben."

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