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So lang der alte Peter …

Geschichtliches und Sagenhaftes vom Münchner Dom

Kaiser Ludwigs Grabmal

Weiterschäden und sonstiges Unheil. Die Stelle, „die Toten beehre ich" deutet wohl auf die Totenehrung, das allwöchentliche Gebet, bei dem die Glocke auf Geheiß des herzoglichen Stifters geläutet ward. Heute geschieht dies nur an den höchsten Festtagen und deren Vorabenden.

Der Altar im Chor der Frauenkirche, an dem das Miserere für die verstorbenen Fürsten gebetet wurde (unterhalb des Hochaltars), hieß der Kaiseraltar, weil Ludwig der Bayer ihn zum Andenken seiner ihm vorausgegangenen Gemahlin Beatrix gestiftet hatte. Albrecht IV. starb selbst achtzehn Jahre nach dem erwähnten Erlaß und ward bestattet „in Unserer Lieben Frauen-Pfarrkirchen zu München, allda sein Corpus in Kaiser Ludwigs und anderer Fürsten zu Bayern Begräbden ligt."

Aber die Sage entstand allmählig und verbreitete sich im Volk, daß der Leichnam des Kaisers gar nicht dort ruhe, sondern irgendwo verborgen sei. In einem unterirdischen Gewölbe an unbekannter Stätte sollte sein Leichnam, kaiserlich angetan, auf einem Seffel sitzen. Anstoß zu dem Gerücht gab vielleicht eine Stelle in Aventins Annalen: daß der Kaiser in seiner Gruft sitzend bestattet sei — was spätere Geschichtsschreiber wiederholten. Doch hat jedenfalls die Volksphantasie, die ihre Lieblinge so gern zum Gegenstand mythischer Überlieferung macht, in die bis vor Kurzem noch lebendige Legende von Kaiser Ludwigs entrücktem Leichnam sagenhafte Züge von Karl dem Großen und Friedrich Barbaroffa verwoben. Vielfach wurde behauptet: in der alten Augustinerkirche sei die verborgene Kaisergruft, während tatsächlich die Augustiner, bei denen Ludwig der Bayer allerdings hatte ruhen wollen, der Leiche des im Banne Gestorbenen die Aufnahme verweigert hatten. Wie hartnäckig dies Gerücht sich erhielt und zu welchen Nachforschungen der Glaube daran führte, wird später noch gesagt werden.

Anno 1626 ließ Kurfürst Maximilian I. die Gruft seiner Vorfahren neu in Stand setzen, an Stelle des alten Zinnsarges einen neuen, drei Schuh hohen anfertigen und die vorgefundenen Schädel und Gebeine, aus denen die Reste Kaiser Ludwige nicht mehr auözuscheiden waren, darein betten. Unter Maximilian ward die Kirche selbst teilweise umgebaut, dem Geschmack der Spätrenaiffanee angepaßt; auch über dem alten Grabstein des Kaisers ließ der Kurfürst eine prächtige Tumba im Jahre 1622 errichten. Als Meister derselben werden genannt: Peter Candid, Hubert Gerhard, Dionys Frey. Die lebensgroßen Erzfiguren, welche die Tumba schmücken, sind: zu oberst neben der Reichskrone die allegorischen Gestalten der Weisheit und Tapferkeit, an den vier Ecken kniende Gewappnete als

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