Alte Bücher

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So lang der alte Peter …

Der Marienplatz

Das Rathaus

leitete der „Stadt Maurer und Baumeister", Jörg von Haslbach bei Moosburg, der Meister der Frauenkirche. Der RatSturm erhielt bei diesem Anlaß ein neues Zinndach mit acht Wimpergen; Turm und Faffade des Rathauses wurden von dem auch als Dichter von Ritterromanen, Nachdichter der deutschen Epen und als Chronikenschreiber bekannt gewordenen Maler Ulrich Fueterer al Ire8co bemalt. Den plastischen Schmuck führte Erasmus Grasser, der Bildhauer, aus; sein Werk sind die berühmten Figuren der MaruskaTänzer im Rathaussaal, Gestalten, deren Humor und Lebensfülle auf die Bestimmung des Saales als „Tanzsaal" hinweist. Die Überlieferung bezeichnete sie ehedem als „Narren" und wollte in ihnen die Bildnisse wirklicher Narren aus Albrechts IV. Zeit erkennen, i— Somit besaßen also „meine Herren die Bürger" nun ein ansehnliches Haus.

Die Verwaltung des städtischen Wesens hatte ehemals wie heute ihren Sitz im Rathaus. Einen erfreulichen Gegensatz zu unserem papierenen Zeitalter bildete der geringe Verbrauch von Schreibmaterial; so wurden im Jahre 1424 laut Stadtkammerrechnung nicht mehr als sieben Buch Papier beim Magistrat angeschafft und verbraucht.

Die Stadtkämmerer ließen die täglichen Einnahmen und Ausgaben durch den Stadtschreiber in ein eigenes Buch (Memorial) eintragen und für jedes Jahr eine eigene Kammerrechnung stellen; vom Jahr 1396 bis 1430 sind diese Rechnungen noch erhalten. Die alljährliche Abrechnung der Kämmerer geschah öffentlich im Rathaussaal, im Beisein der obersten Ratspersonen und der Gemeinde; alle Anwesenden mußten auf Eid bestätigen, „daß die Kämmerer ehrbarlich widerraitet und der Stadt ein gut Genügen getan haben —" was sodann vom Steuerschreiber am Schluß der Rechnung angemerkt wurde. Hernach ward auf Kosten der Kammcrrechnung ein gemeinsames fröhliches Kammermahl gehalten, was häufig den letzten Rest des Barbestandes verschlang.

Ebenso hatte alljährlich die Bürgerschaft sich auf dem Rathaus einzufinden, um die Erhebung der Stadtsteuer zu beraten und zu bewilligen. Alsdann begannen die drei dafür bestellten Steuereinnehmer ihre Tätigkeit im selben Rathaussaal, von dessen Fenster die Steuerfahne, auf der ein Scherge abgebildet war, ausgehangen wurde. Und der Fronbote ging von Haus zu Haus und sagte einem Jeden an, „daß er steure, denn man sitz an der Steuer."

Viele und bedeutsame politische Vorgänge sah der Rathaussaal. So die heftigen Kämpfe innerhalb der Bürgerschaft in den Jahren 1397 — 1403, als diese sich gegen die damaligen Herzoge Ernst

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