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D as Wurmeck
schöne Fürstinnen verschmähten die Teilnahme an der Johannisfeier nicht. So war 1401 die blonde Landshuter Else, Schwester Heinrichs des Reichen, die sich bald darnach mit Friedrich Wilhelm von Zollern, Burggrafen von Nürnberg, vermählte, als Gast in München und tanzte um das Johannisfeuer ganz allein, so voller Anmut, daß Jedermann ihr bewundernd zusah. Desgleichen tanzte 1402 der schon zweiundsiebzigjährige Herzog Stephan II. mit seiner ihm eben vermählten jungen Gattin Elisabeth von Cleve und seiner schönen Tochter, der nachmaligen Königin „Jsabeau" von Frankreich, um das Johannisfeucr und sprang kräftigen Schwunges darüber. An sonstigen Volksbelustigungen fehlte es nicht. So wenn etwa ein Wunderdoktor mit dem unvermeidlichen Hanswurst feine Marktschreierkünste auf dem Marktplatze übte oder wenn eine Truppe von Gauklern und Seiltänzern sich sehen ließ oder wenn die verschiedenen Zünfte ihren „Dinzeltag" hielten. Alle acht Jahre kamen die Braunauer Schwerttänzer und führten ihren Tanz mit entblößten Schwertern auf; vom Schäfflertan; und vom Metzgersprung soll noch ein Näheres gemeldet werden.
Die großen kirchlichen Aufzüge, vor Allem die Fronleichnamsprozession, die Krönungsaufzüge und fürstlichen Leichenfeiern, den Einmarsch fremder Truppen und die Wiederkehr heimischer Krieger — all das hat der Maricnplatz, gedrängt voll von erregten Zuschauern, miterlebt. Desgleichen späterhin die Schützen- und Turnerfeste, die Begrüßung des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck auf dem Rathaus im Sommer 1892 und das Großartigste von Allem: den Festzug 1888 zur Hundertjahrfeier von König Ludwigs I- Geburt. Das vorläufig letzte derartige Schauspiel war im November 1921 das düster ergreifende Leichengepränge, mit dem Ludwig HI-, weiland König von Bayern und seine Gemahlin zu Grabe getragen wurden.
Das Wurmeck
An dem Eckhause der Weinstraße zum Marienplatz befand sich ein Bild, das einen Lindwurm darstellte, in greifenähnlicher Gestalt. Dies Ungetüm sollte vereinst über München hingeschwebt sein und mit seinem Pefthauch die Stadt vergiftet haben, daß ein großes Sterben entstand. Jedenfalls spielt die Sage auf den „schwarzen Tod" an, der wiederholt in München wütete. Später ward sie noch dahin ergänzt, daß der giftige Wurm sich auf dem Schrannenplatz niedergelassen habe und von einem Kanonenschuß getötet worden sei, der an der dortigen Hauptwache auf ihn abgefeuert worden.