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Der große Chrisioffel am Eiermarkt
einem Menschen. Das war Onuphrius. Beide wohnten nun gemeinsam in selbiger Wüstenei und wurden von Gott auf wundersame Weise täglich mit Brot gespeist. Endlich kam St. Onuphrius zu sterben; da flog seine Seele als weiße Taube gen Himmel und ward geleitet vom ganzen himmlischen Heer. Seinen Leichnam aber begruben zwei Löwen. PaphnutiuS jedoch ging darnach zurück in das Kloster Hereti und machte das Leben und Sterben des hl. Onuphrius offenbar. Da erhoben die Mönche seinen heiligen Leib, und von nun an genoß St. Onuphrius große Verehrung im ganzen christlichen Morgenlande. Häufig ward er abgebildet, unbekleidet und von riesenhafter Größe, mit Zweigen umgürtet, einen Knotenstock in der Hand.
Viele hundert Jahre später kam Herzog Heinrich der Löwe auf seiner Pilgerfahrt ins heilige Land auch nach Ägypten und besuchte die Einsiedeleien in der Wüste. Da ward ihm viel erzählt vom Leben des hl. Onuphrius, von seinen Wundertaten und der Macht seiner Fürbitte bei Gott. Herzog Heinrich erwählte ihn darauf zu seinem besonderen Schutzpatron und erbat sich von den Mönchen des Klosters, wo der Heilige begraben lag, eine Abbildung seiner und ein Stück seiner Hirnschale.
In einem Walde dortzuland traf der Herzog einen Löwen an, der im Kampfe mit einem feuerspeienden Drachen war. Der Herzog mit seinem guten Schwert erschlug den Drachen, worauf der gerettete Löwe ihm wie ein Hündlein dankbar folgte, über Meer und Land in die Heimat. Davon erhielt Herzog Heinrich den Beinamen des Löwen.
Als nun Herr Heinrich in München einzog, das er zur Salzstätte und einer Stadt gemacht, da wurde ihm das Bildnis und die Reliquie des Heiligen vorangetragen. Daher entstand die Mär, als sei der Heilige selbst, so wie er am Markt abgebildet war, in die Stadt gezogen. Das Stück von St.OnuphriHaupt kam schon bei Herzog Heinrichs Lebzeiten nach Braunschweig; das Bildnis des Heiligen aber ließ er an der alten Burg anbringen, die er zu München besaß. Mit dieser wird es dem großen Stadtbrand im 14. Jahrhundert zum Opfer gefallen sein. An Stelle der Burg erhob sich später ein Bürgerhaus; das gehörte im 15. Jahrhundert einem frommen Münchner zu, der Heinrich Pirmat hieß. Der tat, wie sein herzoglicher Namensbruder, die Fahrt ins heilige Land; und zum Dank, daß Gott ihm glückliche Heimkehr geschenkt hatte, ließ er an seinem Hause den großen hl. Onuphrius anmalen. Eine Kopie des Bildes, die als Wandgemälde ein Haus in der heutigen Promenadestraße zierte — es gehörte ehemals Herzog Wilhelm V. und ward 1857 abgerissen — befindet sich im bayerischen Nationalmuseum.