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So lang der alte Peter …

Der Marienplatz

Der Bürgerstreit mit den Herzögen und der Tag von Alling

Nun aber rückten die Herzöge Ernst und Wilhelm samt ihrem Heerbann, den siebenunddreißig Zünften der Haupstadt, sowie der streitbaren Bevölkerung von 28 umliegenden Ortschaften dem Gegner nach ins Feld und trafen ihn zwischen den Dörfern Alling, Puchheim und Hoflach. Ein heißer Kampf entspann sich; „Maria, reine Maid" war das Feldgeschrei der Münchner. Der junge Albrecht, Herzog Ernsts Sohn, warf sich, um Ludwigs Fahne zu erobern, tollkühn in die Feinde hinein, stürzte mit seinem verwundeten Gaul; das sah Herzog Ernst, der Vater, packte mit beiden Fäusten den wuchtigen Streitkolben und machte sich „mit plumpen und kübigen Streichen" Bahn zu seinem Sohne. Er kam eben recht, um einen Edelmann, der den jungen Herzog gefangen nehmen wollte, niederzuschlagen unter höhnischem Zuruf: „Ei, wolltest du einen Fürsten sahen?" Die Münchner drängten ihrem Herzog nach; vor ihrem Ungestüm wankten die feindlichen Heerhausen und wandten sich zur Flucht, die bald allgemein ward. Viele der Fliehenden gerieten in das nahegelegene Haspelmoor und blieben stecken. Über vierhundert Gefangene fielen den siegreichen Münchnern in die Hände. Unter lautem Jubel und Geläute aller Glocken zogen die Sieger in München ein; die Überwundenen, die sie mit sich führten, gehörten zu Herzog Ludwigs besten Männern. Sie wurden milde behandelt und freigelasien, nachdem sie Urfehde geschworen hatten; Ludwig der Gebartete vermochte nichts weiter und mußte die Hand zum Frieden bieten, der den traurigen Krieg unter Vettern und Stammeögenosien beendigte.

So hatte ein Heer vorwiegend von Bürgern und Bauern unter Führung seiner Herzöge in offener Fcldschlacht Waffenruhm gewonnen; und die Zünfte, diesmal durch die Tuchmacher, hatten das Lob erneut, das die Tapferkeit der Schuhmacher unter Herzog Rudolf I. (gegen die Augsburger) und der Bäcker unter Ludwig dem Bayern (gegen die Österreicher) verdient hatte. Die siegreichen Herzöge stifteten ein Bild in die Kirche zu Hoflach, auf dem sie sich und ihre Waffengenosien verewigen ließen. Das war der Tag von Alling.

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