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München in guter alter Zeit

Zweites Kapitel - Im Kreuzviertel

wo jeden Sonnabend eine bestimmte Anzahl Armer ein Laibchen Brod, eine Portion Fleisch und zur Fastenzeit Erbsen und Schmalz bekammen. Eine Inschrift am Hause besagt:

hie geit man das Almusen prot� und Fleisch all
samstag durch gotes wilen hausarm elenden
des Marten Ridler ein Anfang ist das zu deg-
lich gemeret ist durch anndere Leit�� 1449.

In einem erst 1865 abgebrochenen Hause neben dem heut mit Nr. 10 bezeichneten befand sich in alter Zeit die Poetenschule, in der auch Hans Sachs aus Nürnberg auf seiner Wanderung einsprach. Sonderlich Bedeutendes scheint diese Meistersinger-Schule gerade nicht geleistet zu haben; wenigstens hat sich solches nicht erhalten. Unfern davon stand von 12 - 1400 das älteste bürgerliche Zeughaus.

Rings um die Kirche lag der Freithof, der in älterer Zeit von einher Mauer umgeben war. Die hatte fünf Oeffnungen und in jeder ein Drehkreuz. Wenn man nun ein Kind zur Taufe brachte, mußten dem Meßner ein paar Kreuzer Schrankengeld gereicht werden, damit er es einließ. Uebringens war der Frauenfreithof der erste, der - es war im Jahre 1774 - außer Gebrauch gesetzt wurde. Die anderen wurden erst 1789 aufgehoben. Und so wird denn auch die Sage vom Schlafhaubenkramer schon vor 1774 entstanden sein.

Die aber lautet: Auf den Frauenfreithof ging ein Geist mit einer weißen Schlafhaube auf dem Kopf um, so daß sich kein Mensch mehr Nachts über den Friedhof zu gehen getraute. Nur der Krämer an der Ecke der Wein- und Schäfflergasse wollt` es einmal mit dem Geist aufnehmen und sah wirklich, als er mit Stock und Laterne vom Wirtshaus heimging, den Geist mit der Schlafhaube auf einem Grab sitzen. Da nahm er seinen Muth zusammen und versetzte demselben eine so derbe Ohrfeige, daß ihm die Schlafhaube vom kahlen Schädel flog. Vom Gespenst verfolgt, erreichte er im raschen Laufe sein Haus, das Gespenst mußte aber wegen der drei Kreuze unter dem C.B.M. an der Thüre draußen bleiben. Von der Zeit an aber hieß der Krämer der Schlafhaubenkrämer.

Von der Frauenkirche sind nur ein paar Schritte zur Weinstraße, die schon im XIV. Jahrhundert als Straße bezeichnet wird, an deren Westseite zwischen dem Schrannen-, heute Marienplatz bis in die letzten sechziger Jahre sich sogenannte Bögen mit Kaufgewölben befanden.

Die erste Gasse in der äußeren Stadt, die Schwabingergasse, nun Theatinerstraße, enthielt eine ansehnliche Reihe ebenso geschmackvoller als prächtiger herrschaftlicher Gebäude. Dort hatten die Reichsgrafen Tattenbach (jetzt Arco-Valley), Baumgarten (jetzt Stadtkommantur), Königsfeld (jetzt Kaufmann Napht. Wassermann), Baron Lafabrique (jetzt k. Advokat Wohlschläger), Graf von Couvillir auf Geheiß des Kurfürsten Maximilian III. umgebaut und Sitz der Akademie der Wissenschaften, nachher Palais des Fürsten von Bretzenheim, eines außerehelichen Sohnes des Kurfürsten Karl Theodor, weiterhin Residenz des Herzog Wilhelm von Bayern, dann Eigenthum der Familien von Cotta und dermal v. Reischach in Stuttgart), die Grafen Haimhausen (jetzt Buchhändler Himmer). der Freiherr v. Lerchenfeld (jetzt Hof-Hutmacher Bauer), sowie der gräflich Berchemsche Familie (neben dem sogenannten Kühbogen) (jetzt Bankier Wilmersdoerfer) ihre Behausungen.

Auf der anderen Straßenseite folgen das gräflich Preysingsche Palais (jetzt Hypotheken und Wechselbank), das Haus der Grafen Fugger (nun Großhändler Salomon Rau), die gräflich Königfeldsche Behausung (jetzt Handschuhfabrikant Holste) und das Haus des Grafen Perusa, nachmals des Grafen Sandizell und weiterhin des Grafen Salern (nun Engelsapotheke von M. Lesmüller). Ursprünglich war es Eigenthum des Kloster Scheyern gewesen.

Zwischen dem sogenannten Berchem-Bogen und der Theatinerkirche befand sich das Theatinerkloster (nun Ministerium des Inneren) und an dieses angebaut erhebt sich die imponierende Theatinerkirche mit ihrer mächtigen Kuppel und zwei stattlichen Thürmen.

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