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der Gottesacker gewesen, der auf den heutigen Dreifaltigkeitsplatz verlegt ward. Es gab da das eigentliche Pfründnerhaus, ein Pfarrhaus, ein Entbindungs- und Irrenhaus, ein Findelhaus und ein Bräuhaus mit Dekonomiegebäuden.
Die Verwaltung des Spitals lag in der Hand zweier „Hochherrn“, von denen einer dem inneren, der andere dem äußeren Rathe angehörte und die einen Spitalschreiber unter sich hatten.
Noch in unseren Tagen kommen jeden Quatember sechs Spitaler und eben so viele Spitalerinen in langen schwarzen Mänteln und breiten weißen nHalskrägen zum Fürstenjahrtage in die Frauenkirche, wo über der Gruft der Fürsten drei Kerzen auf einem Leuchter brennen, und beten für alle katholisch verstorbenen Mitglieder der Fürstenhäuser Bayerns, Oesterreich und Baden, wie es die Stiftungsurkunde der Herzogin Anna Maria, der Wittwe Albrecht V., vom 12. September 1580 verlangt. Sie nehmen ihren Ausgang aus dem Elisabethenspital an der Mathildenstraße, wohin die Pfründner des hl. Geistspitals im Jahre 1823 versetzt wurden. Das Volk aber nennt sie die Quatembermännel und Quatemberweiberl.
Die alte Kapelle der hl. Katharina, von der oben die Rede gewesen, befand sich übrigens nicht im Erdgschoß, sondern im ersten Stockwerk. Es war ein kleiner romanischer Bau mit zwei kleinen Fenstern nach dem Tal heraus. Jetzt ist er in ein Amtslokal umgewandelt. In dieser Kapelle mußte zweimal im Jahr der regierende Bürgermeister in voller Amtskleidung dem Gottesdienste beiwohnen und er betrat selbe dabei durch eine Thüre, die sich ihm nur alleine öffnete. Damit er dorthin gelangen konnte, wurde 1427 vom unteren Stock des Rathauses an der Fleischbank vorbei in den ersten Stock des Spitals ein gedeckter Gang geführt. Ob der Bürgermeister einen Strick anstatt der goldenen Kette um den Hals tragen mußte zum Gedächtnis an den Aufstand vom Jahre 1385, ist nicht nachzuweisen, wenn auch das heimliche Wesen, das mit dem fraglichen Gottesdienste verbunden war, auffällig genug erscheint.
Der hl. Geistkirche hat die Restauration 1724-25 übel genug mitgespielt: Die edlen gothischen Formen verschwanden unter denen des Rococo, aus dem schönen Kreuzgewölbe wurden ganze Flächen herausgeschlagen, um Raum für mittelmäßige Bilder zu gewinnen und der Turm wurde ganz neu ausgeführt und 1731 vollendet. Unter den Bildern stellt eines die Wadler-Spende dar. Ein Münchner Bürger, Burkhard Wadler gab im Jahre 1318 an das hl. Geistspital 63 Pfund Pfenninge, was heute etwa 1406 M 50 machen würde. Von dem Zinsenbetrag wurden u. A. am Johannistage zu Weihnachten drei Pfund Bretzeln gekauft und in einem Sack gesteckt. Mit dem ritt ein Knecht des Spitals um Mi9tternacht auf einem Schimmel mit lockeren Hufeisen durch die Stadt und theilte sie unter dem Rufe aus:
Ihr jung und alte Leut,
Gehts hin zum heiligen Geist,
Wo man die Wadler Pretzen ausgeit!
Und das geschähe wohl heute noch, hätte nicht im Jahre 1801 der Pöpel den Knecht, als er schlüßlich keine Brezn mehr hatte, vom Schimmel gerissen, worauf die Polizei dem urlaten Brauch ein Ende machte.
Was die Fleischbank im Thal betrifft, so wurde sie dahin verlegt, weil Kaiser Ludwig 1315 kein Schlachthaus iin der Stadt gedultete, nachdem sie bis dahin mitten auf dem Markt (dem heutigen Marienplatz) gestanden. Das im Thale wurde 1733 neu hergestellt und an der Fronte mit einem Fresko geschückt, welches einen Metzgerkneckt darstellte, der einen Ochsen schlug und daneben sah man den Meister und die Meisterin, im Hintergrund aber die Stadt Aichach und die Burg Wittelsbach.
Vom Raththurm her führt der alte Gollierbogen zur ältesten Kirche Münchens, der stattlichen St. Peterskirche, an der schon 1170 ein Dechant fungierte. Die alte romanische Kirche ward aber um 1281 baufällig und wurde 1292 durch eine neue ersetzt, die dem Brande von 1327 zum Opfer fiel. Die neue 1365 eingeweihte Kirche hatte einen, noch heute vorhandenen, Thurmbau, der jdoch oben in zwei Spitzen auslief, und seit 1381 auch eine Uhr aufzuweisen. Die erste Thurmuhr