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München in guter alter Zeit

Viertes Kapitel - Im Angerviertel.

des Kurfürsten Carl Theodor Brod verkaufen, worüber ihre Münchner Gewerbsgenossen und der hohe Rath so erbost waren, daß es zu einer höchst ungeeigneten Szene in der Residernz kam. Die Folge davon war, daß der Kurfürst in seinem Zorne darüber München verließ und seine Residenz wieder nach Mannheim verlegte, dessen geistiges Leben allerdings Reize für ihn hatte, die er in München vergeblich suchte. Er hatte sich vom Anfange seiner Regierung annich recht in das Wesen und den Charakter der Altbayern finden können, und diese hatten ihm daher auch nicht jenes Vertrauen entgegen gebracht, das sein Vorgänger in der Regierung, Maximilian III. genossen. Namentlich wurden viele Neuereungen von den Münchnern, die mit Zähigkeit am Alten hingen, übel aufgenommen. Daß er in München für die schönen Künste nicht weniger that als er am Rheine gethan, daß sein Schauspiel und sein Ballet um die Anerkennung wetteiferten, daß seine Hofmusik die erste in Deutschland war, und daß er in München eine Gemälgegalerie gründete und dem Publikum zugänglich machte, konnte die nicht ändern. Eben so wenig, das, was er für die Aufnahme der Wissenschaften that, indem er für die Vermehrung und Verbesserung der Hofbibliothek und für Bereicherung des Münzkabinets sorgte, daß er die Bemühungen der Akademie förderte. Freilich gab die Maitressenwirthschaft an seinem Hofe auch gerechten Anlaß zu Klagen. Gleichwohl waren die Münchner recht froh, als der Kurfürst im nächsten Jahre auf Bitten der Stadt wieder zu ihnen zurückkehrte.

Bis zur Stadterweiterung durch Kaiser Ludwig hatte die Stadt am Beginne der Sendlingergase ein Ende. Es stand da ein Thurm, der nach einander der Püttrich-, Blauenten- und Ruffinithurm hieß und im Jahre 1808 abgetragen wurde.

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