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München in guter alter Zeit

Sechstes Kapitel - Auf dem Marktplatz

den Schranken beigewohnt hatten, erkannten nun die Schuldlosigkeit des Altheimer an und während dieser Gott für den Sieg dankte, geleiteten die Freunde des Gefallenen diesen zu Grabe.

Auf dem Markplatze hielten in alter Zeit die Münchner auch die Sonnwendfeier, und es war im Jahre 1401. als der 72jährige Herzog Stefan von Ingolstadt, der Kneysel, der in der Burggasse zu München ein Haus besaß und gern daselbst verweilte, in München mit Elisabeth, der Tochter des Grafen Adolf von Cleve und Wittwe Rainalds von Ravenstein, Hochzeit hielt, mit seiner jungen Frau und seiner Tochter, der nachmals als Isabeau bekannten Königin von Frankreich, gar rüstig über das Sonnwendfeuer sprang und mit den Bürgern, Frauen und Töchtern um dasselbe tanzte. Vom Jahre 1428 an aber durfte das Sonnwendfeuer nicht mehr in der Stadt abgehalten werden, der Feuersgefahr wegen.

Die Chronikschreiber berichten uns von mehreren Turnieren, die auf dem Marktplatz zu München stattfanden. Soche wurden u. A. in dem Jahre 1398, wo ein Ritter Gewolf mit dem Münchener Patrizier Heinrich Sendlinger kämpfte, im folgenden Jahre und 1404 und 1417 abgehalten. Namentlich das von 1404 wird als besonders schön gerühmt. Zu demselben fanden sich Geschlechter von Augsburg, Ulm, Memmingen, Landshut, Erding und selbst von Amberg ein und reichte ihnen der Rath den Ehrentrunk. Münchener Patriziertöchter aber waren es, aus deren Händen die Sieger im Kampfspiele den Ehrendank erhielten.

Das bekannteste von allen in München gehaltenen Turnieren war das bei der Vermählung des Herzog Wilhelm V. in Bayern mit der Herzogin Ranata von Lothringen im Jahre 1568. Dasselbe fand ebenfalls auf dem Marktplatze statt. Es wurde daselbst das Pflaster aufgerissen und die Stechbahn mit Sad und Haberstroh bestreut; dann wurden die Portale und Schranken mit 81 Fähnlein von schwarzem, gelbem, weißem und fleischfarbenen Taft und Stadtzendel besteckt, sofort mit Kranzwerk, gemalten Früchten, Kürbiß, Citronen und Aepfeln, auch mit Rauschgold und einer Menge seidener Blumen und Fransen geschmückt. Für die Jungfrauen aber auf den Portalen der Stechbahn wurden einige Kränze angefertigt. Es gab da ein Ringrennen, ein Fuß-Turnier, ein Rennen über die Planken, ein Kübelstechen, ein Freiturnier zu Roß und ein Scharf-Rennen sammt zwei Krönlstechen. Der Zudrang von Fremden aus Anlaß der Hochzeitsfeierlichkeiten war ein ganz außerordentlicher und entsprachen demselben ebenso außerordentliche Sicherheitsmaßregeln. So war der „runde“ (wohlö der Jungfern-) Thurm mit Geschütz besetzt; auf dem Rathhause lagen 67 Gewappnete, an den vier Thoren 30 Beisitzer; in jedem Viertel thaten Machts 24 Mann Nachtdienst, in jeder Pfarre zwei Rottmeister mit je 12 Mann, an dem Graben, an der Lend und beim Holz weitere 15 Mann. Außerdem ritt Nachts der fürstliche Einspänige mit dem Stadt-Pfändermeister, Stadtsöldner und 25 Berittenen durch die Stadt, um zu sehen, obsich „unter dem fremden Gesindel kein Aufruhr errege.“ Schließlich6 Mann und 4 Bettelrichter, die alle Unsauberkeiten, Brunst, Rumor und anderen Unrath in der Stadt abstellen und anzeigen, dann die Bettler und Schulbuben auffangen und in den Bettlerthurm sperren mußten. Was nicht zur Stadt gehörte, wurde vor die Thorsperre aus der Stadt gebracht und wenn es darauf wieder ergriffen ward, in Schergenstube gelegt. Die Feste dauerten vom 21. Februar bis 7. März, wo die fremden Herrschaften wieder von hier wegzogen und wurden während dieser Zeit 49 Zentner Pechzelten in den Pechpfannen der Stadt verbrannt und 521 Ochsen zur Stadt gebracht. Am Vermählungstage (23. Februar) gegaben sich die Herrschaften auf das Rathhaus zum Tanz.

Um 1660 wurde vor dem heutigen Thomashause eine hölzerne Wachstube erbaut, welche als Hauptwache diente, aber 1796 wieder entfernt wurde. Vor derselben stand ein hölzener Esel, der sogenannte Strafesel, auf dem Soldaten zur Strafe militärischer Uebertretungen reiten mußten.

Andererseits befand sich neben dem heutigen Fischbrunnen noch um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts auch ein Zieh- und Pumpbrunnen.

Von Häusern aus der ältesten Zeit der Stadt hat sich außer dem Impler- und Rathhaus keines erhalten; die meisten stammen aus den letzen drei Jahrhunderten und waren gleich denen in anderen Theilen der Stadt mit Schlachten-, profan- und kirchlich-historischen Gemälden geziert.

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