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München in guter alter Zeit

Zwölftes Kapitel - Hof, Adel und Beamte.

Schenkkessel, zwei solchen Kannen, vier Flaschen, fünf großen Gießbecken, vier Dutzend Schüsseln, sechs Dutzend Assietten und sechs Leuchtern sammt übrigen Zubehör bestanden.

Umsonst hatte der Kammer-Präsident Frhr. von Mandl 1662 gegen die Verschwendung geeifert:

„Uebermaaß in allen Aemtern, als Frauenzimmer, Kämmerer, Musik, Kammerdiener, Medici“ —

„Beide Oberhofmeisterinnen nehmen hinweg und geben anderen, was sie wollen.“
„Kosten sie zwei- oder dreimal soviel, als eine ganze Frauenzimmer-Tafel.“
„Mundkellner und Sommelier (Kellermeister) lassen ihnen nichts sagen und kaufen, wie sie wollen.“
„Hauskämmerei braucht jetzt mehr weißes Wachs, als vor diesem Inselt (Unschlitt), jetzt mehr Pommeranzen und Limonien, als vor diesem gemeine Aepfel.“
„Jetzt geht mehr Zucker als vor diesem Salz auf.“

Es gab da zwanzig Kammerherrn mit dem goldenen Schlüssel wie in Wien, eine Hofkapelle von vierzig Musikern, eine Leibgarde von sechzig Trabanten und hundert Mann zu Pferd ec. ec.

Der Hof Max Emanuels war ganz und gar nach französischen Muster eingerichtet. Zu seiner Vermählung mit der des Kaisers Tochter Maria Antonia im Jahre 1685 kaufte er zu den schon vorhandenen zwei goldenen Servicen noch ein größeres und kostspieligeres aus neun Dutzend Tellern, sechs Dutzend Schüßeln, sechs Schalen, sechs Leuchtern, einem Großem Gießbecken, zwei prächtigen Waschbecken, zehn Confektschalen und vielen goldenen Löffeln, Messern und Gabeln, deren viele mit Edelsteinen besetzt waren. Mit derselben Pracht mit der sich Max Emanuel bei seinen wiederholten Besuchen Venedigs z. B. des Carnevals umgab, empfing er 1690 seine kaiserlichen Schwiegereltern auf der Rückreise von Augsburg nach Wien in München. Bei dem ihnen zu Ehren veranstalteten Turnier trug er „einen Rothsammtenen Rock, der über und über schwer mit Diamanten und Rubinen besetzt war, so etliche Tonnen Goldes werth geschätzt wurde.“

Tags darauf gab es eine sog. maskirte Wirthschaft, bei welcher der Kurfürst und die Kurfürstin als Wirth und Wirthin figurierten und von Kellnern und Hausknechten umgeben waren.

Max Emanuel lag Sommers meist im Feld und „den ganzen Winter über hatten Amouretten, Caroussels, Opern, Comödien und Schlittenfahrten kein Ende“, wie der Marschall de Villars nach Paris berichtete.

Wäre das nur in Bayern der Fall gewesen, so hätten es die Bayern wohl ruhig hingenommen, aber da er dies Leben in Brüssel noch in erhöhtem Maßstabe fortsetzte, wo er Namens Carls II. als Stadthalter der Niederlande lebte, so meinten seine zur Bestreitung solchen Aufwandes mit verdoppelten Steuern gedrückten Bayern: „Der Kurfürst brockt den Niederländern sein Bayern ein.“ Damals entstand auch ein Sprichwort, das sagte: „In Brüssel geht`s zu, wie im ewigen Leben.“

Bei seiner enormen Schuldenlast ließ er sich auch noch von Goldmachern, zuerst dem berüchtigten Conte Ruggiero, den er zum Feldmarschall, Generalfeldzeugmeister, Etatsrath und Commantanten von München ernannte, und der, nachdem er dem Kurfürsten 60,000 fl. (102,857 M) abgeschwindelt, später in Preußen gehängt wurde, und dann von einem Grafen Taufkirchen betrügen. In Holland brachte es der leichtlebige Herr zu einer Schuldenlast von 1,120,000 fl. (1,920,000 M) und hinterließ, obschon ihm die Landstände im Jahre 1721 acht Millionen (13,714,286 M) zur Einlösung der verpfändeten Juwelen und zur Tilgung der übrigen Schulden bewilligt hatten, bei seinem Tode die für jene Zeit rießige Summe von 30 Millionen Gulden (51,428,571 M) Schulden.

Unter Max Emanuels zweiter Gemahlin, Therese Kunigunde von Polen, gab der Hof noch mehr zu reden. Sie gab durch die seltsame Laune, nicht öffentlich erscheinen zu wollen, immer nur Maskenbälle, nie aber die Kirche zu besuchen und keine Hofdamen um sich zu dulden, in BRüssel viel Aergerniß. In München setzte sie dies Leben fort und konnten es ihr die Münchener

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