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München in guter alter Zeit

Vierzehntes Kapitel - Geistiges Leben

 in Quart ausgegebenen Zeitung. Sie war indeß nur von sehr kurzer Lebensdauer, denn ihre letzte Nummer datiert schon vom 3. Oktober desselben Jahres. Sie enthält unter Anderem aus München die Nachricht, daß das Namnsfest des Großherzogs von Toskana Franz I. in der Kirche zu U. L. Frau freilich begangen worden , „ wobei die 2 - Grenadier-Companien Baireuth und Olivari paradierten, 3  Mahl Salve gaben, und alle Stücke auf den Wällen gelöst worden.“  Weiterhin finden wir die Nachricht: „ Dies verlautete, dass der feindliche Feldmarschall Graf von Seckendorf hieße die Stadt belagern wolle, und im Anzug sei.“ Und der österreichische Redakteur war nicht falsch berichtet worden . Seckendorf hatte von Carl Albrecht den Oberbefehl über die bayerische Armee erhalten,  obwohl er sich zuvor im Türkenkriege (1736-1739) als ganz unbrauchbar erwiesen, am 13. September von Abensberg und Kelheim aus seine Kriegsoperationen begonnen und nahm seinen Weg gen München. Die Besatzung der Stadt rückte aus und mit ihr ging der Redakteur der „Münchner PostZeitungen.“ Beide kamen aber nicht wieder, dem Seckendorf rückte bereits am 07. Oktober in München ein. Das war das rasche Ende der „Münchner PostZeitungen.“  

Im Juni 1765 wurde die erste Nummer des „Intelligenz- oder Commerzien-Communikations-Blatt der Churbayerischen Lande, mit Curfürstlichen gnädigsten Privilegio, München,  gedruckt bei Joh. Friedr. Ott, Churfürstl. akademischen Buchdrucker und zu haben bei Franz Lorenz Richter, akademischen Bücherverlagsinspektor “ ausgegeben . Es erschien im Auftrage der kurfürstlichen Akademie und brachte landesherrliche Verordnungen und obrigkeitliche Edicte, Verkaufs- und Pacht-sowie Leihanzeigen, an- und Nachfragen zu Behelf des Nahrungsstandes und der Haushaltung, Anzeigen über nützliche Bücher und Erfindungen, über Frachten und andere Löhnungen, vermischten Nachrichten zum Dienste der Künste, Handwerker und Haushaltung, den Münzkurs, in- und ausländische Warenpreise und Preise von allerlei verkäuflichen Sachen, und dazwischen-die Bekanntgabe sympathischer Heilmittel. Aber schon im Mai 1766 erhält es den Titel: "Churbairisches Intelligenzblatt“, heißt 1778 bis  1779 kurzweg "Münchner Intelligenzblatt “ , und von 1784 an „ Churpfalzbayrisches Intelligenzblattt “ , dann vom Jahre 1790 wiederum bloß „Münchner Intelligenzblatt“, worauf im Jahre 1800 das „Kurpfalzbaierische Regierungsblatt“ davon abgetrennt wurde.

Das seit 1796 vom Professor Strobel trefflich redigierte Intelligenzblatt bietet für uns Epigonen eine reiche Fundgrube kulturgeschichtlichen Materials. Ein Beispiel, das auf die Stellung der von Rumford geleiteten Polizei zum Publikum ein interessantes Streiflicht wirft, mag hier an Stelle vieler ähnlicher aus den verschiedenen Spähren des Lebens genügen.

Die Polizei-Verwaltung war bis zum Jahre 1798 zum größeren Theile in der Hand der Stadtgemeindeverwaltung gelegen. In diesem Jahre übertrug sie Carl Theodor dem Kämmerer, wirklichen geheimen Rath und Generallieutenant Grafen Rumford, ursprünglich Benjamin Tomson Rumford.

Wie Graf Rumfort seine Stellung auffaßte, erhellt aus den öffentlichen Bekanntmachungen, worin er sich als den „von Amtswegen bestelltern Vertheidiger aller Jener, welche wegen ihrer Armuth oder wegen auffälliger Bedrückungen den Schutz eines Mächtigen nöthig haben“ erklärte.

Und er hielt sich getreulich, was er versprochenh. Die Verwaltung belebte alsbald ein frischer Hauch echter Humanität; jedem Rath- und Hilfesuchenden stand sie bereitwillig zur Seite, ja sie übernahm im Interesse des Publikums nicht selten Geschäfte, welche heute von Commissionsbureaus besorgt zu werden pflegen. So wurden z. B. unerfahrene Bauersleute, welche in die Stadt gekommen, Rechtsangelegenheiten zu besorgen, von der Polizei ausführlich darüber belehrt und von einem Bediensteten derselben zu einem Anwalt geführt.

Ueberzeugt, daß die Polizei der Unterstützung der Bürger bedürfe, ersuchte Rumford im Intelligenzblatt um Bekanntgabe bestehender Mißstände unter Vorschlag von Abhilfsmitteln. Auf diese Weise entspann sich im genannten Blatte alsbald eine ausgedehnte Correspondenz zwischen dem Publikum und dem Grafen, wie folgende:

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