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Münchener Stadtbuch

Die Gründung des Klosters Ettal durch Kaiser Ludwig den Bayer. 1330.

am Armbrustschießen, Pürschen, Baizen und Jagen; den Frauen, deren Tracht blau, war der Tanz untersagt. Der Meister, welcher über das Kloster wachte, hatte vier Rosse, einen Koch, zwei Junker, einen Schreiber mit zwölf Hunden und einen Falkner mit zwei laufenden Knechten; den übrigen Rittern wurden gemeinschaftlich acht Rosse gehalten. Zu ihrer Bedienung hatte jeder Ritter mit seiner Ehefrau einen Knecht, eine Dirne und einen Heizer, die Wittwen alle gemeinschaftlich aber zwei Mägde. Immer sollten zwei Ritter und zwei Frauen am Tische gemeinsam essen, wobei Niemand ohne Erlaubniß der Meisters reden durfte, dagegen aber wurde aus frommen Büchern in deutscher Sprache vorgelesen. Wessen Frau starb, der durfte sich im Kloster wieder vermählen.

Aber diese wundersame Ordnung bestand nur so lange, als der Kaiser lebte; nach seinem Tode ging das Ritterstift ein, und blieb Ettal nur ein Benediktinerkloster. In den Stürmen der neuen Zeit dieses Jahrhunderts ward das Kloster Ettal aufgehoben; noch immer aber ist das Muttergottesbild ein Gegenstand der Verehrung und Andacht des Volkes und das Ziel gläubiger Wallfahrer.

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