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Münchener Stadtbuch

Tod und Beerdigung des Kaisers Ludwig des Bayern. 1347.

Bannfluche in Undankbarkeit den sterblichen Ueberresten des Kaisers die Aufnahme in geweihtes Erdreich. Allein die Münchener Bürger, von Liebe und Dankbarkeit gegen ihren verstorbenen Fürsten beseelt, der seinerziet für die Verschönerung und Vergrößerung der Stadt München das war, was König Ludwig I in unsern Tagen, ließen sich hiedurch nicht abschrecken, sondern verbrachten sogleich den kaiserlichen Leichnam in die Krypta der St. Michaelskapelle auf Unser. I. Frauen Freithofe, um ihn vorläufig so lange dort beigestzt zu halten, bis die feierliche Bestattung angeordnet sei.

Endlich nach hergestelltem neuen Grabe in der alten Frauenkirche wurde der Leichnam der Kaisers und zwar, wie ein ganz glaubwürdiger Chronist bei Oefele (Script. Rer. Bois. I. 605) angibt, mit kaiserlicher Pracht an der Seite seiner ihm schon im Jahre 1322 vorangegangenen Gemahlin Beatrix im Chore der Kirche, vor dem von ihm in eben diesem Jahre gestifteten und der heil. Jungfrau, dem heil. Kreuze und der heiligen Beatrix geweihtem Altare begraben. Dieser Altar kommt fortan als Kaiseraltar vor, und jede fromme Erinnerung und gottesdienstliche Handlung haftet von nun an diesem Altare, da wohl für die Kaiserin Beatrix, aber nicht für den im Banne gestorbenen Kaiser eine Seelenmesse gelesen werden durfte.

Damals erzählte man sich folgende schöne Sage: „Am andern Tag nach dem Tode des Kaisers ist geschehen in einem Kloster zu Stams, (andere sage bei den Patres der Franziskaner), dass ein überaus frommer und andächtiger Pater den Gottesdienst vollbrachte und Messe las.

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