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Münchener Stadtbuch

Tod und Beerdigung des Kaisers Ludwig des Bayern. 1347.

So er nun kommen war bis auf die heil. Wandlung, schwieg er eine kleine Zeit gar still, darnach sprach er zu deutsch dreimalen: O wie weh die ist, und wird dir doch schier wohl besser! Nach diesen Worten vollbrachte er sein Amt und wandelte. Auch so er wollte genießen das hochwürdige Sakrament, verzog er abermals eine kleine Zeit und schwieg still. Darnach sprach er, wie vor, in deutsch zu dreimal: O wie weh ist dir und wird dir doch schier wohl besser! Nach dem genoß er das heil. Sakrament. Das alles vernahm der Altardiener, und so die Meß vollendet war, fragte der Diener gar demüthiglich den Priester, was er doch mit den deutschen Worten, die er in dem Amt der Meß also gemelt, gemeint oder angezeigt hatte. Antwortete ihm der Priester und verkündt ihm, wie Kaiser Ludwig gestorben und ihm in der Meß fürkommen in großer Pein, aber doch daraus erlöst worden sei. Daraus männiglich mag merken, dass er ist in den Gnaden Gottes des Allmächtigen.“

Bald aber wäre die Ruhe der kaisers im Grabe beinahe gestört worden; denn als sein Sohn Ludwig der Brandenburger am 2. September 1359 in der im alten Hofe befindlichen Kapelle der heil. Margaretha vom päbstlichen Banne feierlich losgesprochen wurde, wollte, wie der Chronist Heinrich Rebdorf erzählt, der Bischof Paul von von Freising die Gebeine des Kaisers aus der geweihten Erde hinauswerfen lassen, und schon hatte man zur Ausgrabung Anstalten getroffen, als die Söhne des Kaisers mit der herzoglichen Leibwache dieser Ruhestörung mit Gewalt sich widersetzten, und so den beabsichtigten Freevel verhinderten. Der todte Kaiser selbst aber seine übrigen

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