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Münchener Stadtbuch

Johann Schiltberger. 1380.

Unter diesen Hingerichteten war auch Leonhard von Reichartingen; sein Diener Hans Schiltberger aber wurde begnadiget, weil er erst sechzehn Jahre als war, denn nur jene über zwanzig Jahre alt sollten sterben. Vom frühen Morgen bis spät nachmittags was schon das Blut von zehntausen Gefangenen vor Bajazetzs Füßen hingerieselt, als seine Großen sich ihm zu Füßen warfen, um Schonung für die Uebergebliebenen flehed; sie wurde gewährt. 

Bei der Theilung der Gefangenen fiel Schiltberger dem Sultan Bajazeth zu, dem er nun sechs Jahre als Laufer, nach diesen sechs weitere Jahre zu Roß dienen musste. Er machte während dieser Zeit alle Feldzüge Bajazeths mit. Nach Bajazeths Tode fiel er in Tamerlans Hände. Mit ihm kam er nach Syrien, Armenien, Persien, nach Babylon, Indien und in die Tartarei bis in das Reich des großen Chan con Cathay, das neben dem lande des Priesterköniges Johannes gelegen ist. Nach Tammerlans Tode trat Schiltberger in die Dienste seiner Söhne nund Nachfolger, fuhr unter Scharoch, Miramschlar und Abudachir dem Starken weit umher, bis er im Gefolge des Prinzen Zegra zu den Eskimos und in die nördlichen Gegenden, vielleicht sogar nach China und Japan abenteuerte.

Alle die auf seinen Zügen erlebten wunderbarlichen und erstaunlichen Dinge erzählt er in seiner verfassten Beschreibung ohne alle Zeitordnung, in fast unauflösbarer Verwirrung und untermischt mit allerlei Fabeln, die er hörte, Er führt an: „Wie der türkische König Weyafit (Bajazeth) eine ganze Landschaft bei Hungarn einnahm,

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