Alte Bücher

 Seite 119


Münchener Stadtbuch

Johann Schiltberger. 1380.

zerbrach ein Priester, dem man dafür das beste Bisthum versprochen, und der vom Pabst Erlaubniß erhalten, zum Scheine ein Götzendiener zu werden. – Er sah ferner das St. Katharinenkloster mit seinen griechischen Mönchen, die immerfort fasten. Stirbt ein Mönch, so lischt seine Ampel von selbst aus. Nach dem Tode jedes Abtes finder man einen Brief auf dem Altar, darin steht, wer ihm folgen soll. Für die Tausende von Ampeln haben sie immer Oel genug; denn wie die Oelbeeren reif werden, kommen alle Vögel des Landes zusammen, und jeder bringt in seinem Schnabel einen Ast auf St. Katharinenberg. – In Aegypten war ein Riese, dessen Schinbein legte man in Arabien als Brücke über einen Felsenpaß so hoch, daß man den unter ihr sich durchzwängenden Strom nicht sieht, sondern nur brausen hört. Diese Riese trug einmal so viel Holz nach Kairo, daß man alle Backöfen der Stadt damit heizen konnte. Dafür bekam er zwölftausend Brode, die fraß er alle auf einem Sitz. „Wär es nicht wirklich dem also, so thät ich es nicht schreiben,“ sagt der gute Schiltberger. – Nicht weit von Hebron, erzählt er weiter, ist das Thal Mamreh, in dem der berühmte dürre Baum steht. Die Muhmedaner nennen ihn Kirrutherek, sonst heißt er auch Sirpe, Dieser baum stand schon zu Abrahams Zeiten und grünte ununterbrochen fort, bis er zur Zeit des Kreuztodes Christi plötzlich verdorrte. Nun hat sich eine Prophezeiung unter den Landeseinwohnern erhalten: ein abendländischer Fürst werde Jerusalem mit einem christlichen Heere erobern und unter diesem Baume Messe lesen lassen, da soll dann der Baum wieder ausschlagen und Frucht tragen. Die Muhamedaner

 Seite 119