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fortan, zum ewigen Gedäcchtnisse dieser Missethat, zweimal des Jahres, nämlich am Feste der Kreuzerfindung und dem der Kreuzerhöhung bei dem öffentlichen Gottersdienste mit einem Stricke um den Hals statt der goldenen Ketter erscheinen müsste. Dieses wurde von nun auch so gehalten. *)
Schon nach dem großen Brande im Jahre 1327, als das heilige Geistspital wieder aufgebaut wurde, wurde die alte Katharinen-Kapelle mit dem Spitale vereinget und in den Spitalbau eingeschlossen. In dieser Katharinenkapelle musste nun der regierende Bürgermeister zweimal der Jahres an den obengenannten Feiertagen in Amtskleidung, jedoch den Strick um den Hals, dem Gottersdienste beiwohnen, und dazu öffnete sich ihm eine Thüre, die sonst für Jedermann verschlossen blieb. Zu diesem behuse wurde im Jahre 1427 ein eigener Gang hergestellt, welcher vom kleinen Rathhause aus über die Fleischbank und über einen noch gegenwärtig vorhandenen großen Bogen in das heil. Geistspital führte, um in die Katharinenkapelle gelangen zu könne. Erst die neuere Zeit am Anfange unseres Jahrhundertes soll diesem angeblichen demüthigenden
*)Diese demüthige Strafte scheint im Mittelalter nicht ungewöhnlich gewesen zu sein. Wir werden sie in dem Abschnitte über den großen Bürgeraufruh in München1397 – 1403 wiederholt finden. So mussten auch, als die Stadt Mailand im Jahre 1158 sich dem Kaiser Friedrich Barbarossa auf Gnade ergab, bei der auf freiem Felde geschehenen Huldigung, die Geistlichkeit, der Adel, und die Consuln von Mailand barfuß, ohne Oberkleider und mit Schwertern auf dem Nacken, die Bürger aber mit Strichen um den Hals vor dem aufgerichteten Throne des Kaisers erscheine.