Alte Bücher

 Seite 133


Münchener Stadtbuch

Die Jakobi-Dult. 1392.

herbei, als Kaufleute, Gaukler, Spielleute und selbst fahrende Fräulein.

Völlig irrig und unhaltbar ist aber die Meinung, daß von diesem Ablasse, zu lateinisch indultum, der Name Dult herrühre. Dieses Wort ist vielmehr ein altdeutsches, und kömmt zuerst, schon in der gothischen Bibelübersetzung der Ulphilas, - zu Ende des 4. Jahrhunderts, - vor, in welcher er die Stelle Lukas Kap. 2 V. 41: „zum Osterfeste“ mit al dulth paska, übersetzt. In der Uebersetzung der Regel des heil. Benedikt vom Mönche Kero von St. Gallen um das Jahr 720 ist „Fest“ mit „tult“, und in des Mönches Rotker von St. Gallen Psalmenübersetzung († im J. 1022) das Wort „Festtag“ mit tuldtag übersetzt.

Diese altdeutsche Bezeichnung der Bedeutung „Fest“ mit „Dult“ wurde später nicht auf Kirchenfeste allein beschränkt, sondern auch auf andere weltliche Feste, namentlich auf Jahrmärkte übertragen. In einer Münchener Stadt-Verordnung aus dem Anfange des 4. Jahrhundertes (sieh vo. Gutners Gew. Münchens in den historischen Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1813, Bd. II. S. 541) heißt es: „An Sant Jakobstag an dem Anger an dem rechten tultmarkt.“ Aus dieser letztern Stelle geht mit vollster Evidenz hervor, dass die Münchener Jakobi-Dult nicht erst durch den Ablaß der Jahres 1392 entstanden ist, sondern dass sie schon hundert Jahre früher an der St. Jakobskirche auf dem Anger abgehalten wurde und den Namen Dult trug. – Allein nicht nur in München, sondern auch an andern Orten kommt dieser Name schon weit

 Seite 133