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Münchener Stadtbuch

XXIII. Herzog Christoph der Kämpfer.

die Abgesandten auswärtiger Könige und die Abgeordneten der Städte, mehrere Bischöfe und eine Unzahl des Adels und der Ritterschaft, sowie der Klöster. Von München kam Herzog Albrecht IV. mit seinen drei Brüdern Sigsmund, Christoph und Wolfgang. Ueber neuntaufend Rosse der erschienenen Gäste wurden gezählt, und die Ausgaben für die Feste, welche acht Tage lang währten, betrugen mehr als 70,700 Dukaten, welche der Vater des Bräutigams, Herzog Ludwig der Reiche aus seinem Säckel bestritt. Nach der noch vorhandenen handschriftlichen Rechnung wurden bei diesen Festen 300 ungarische Ochsen, 75 Wildschweine, 162 Hirsche, 62,000 Hühner, 5000 Ganse, 75,000 Krebse, 200 Faß ausländischen Weines, und eine Unmaße an Getreide, Mehl, Eiern und dgl. verzehrt. Die Fürsten und Fürstinen schimmerten in Gold, Edelgestein und Perlen, ihre Röcke waren von Purpur und Hermelin. Der geschlitzte Rock des Bräutigams funkelte von Rubinen und Saphiren, sein Hut war mit einer Schnur von Edelsteinen und Perlen umfaßt, und auf demselben wallte ein weißer Reigerbusch mit einem Knopfe von Diamanten von unschätzbarem Werthe. Die Braut trug ein Kleid ganz von Goldstoff nach polnischer Sitte gemacht, auf dem Haupte eine goldene Krone mit Edelsteinen und Perlen besetzt. Kaiser Friedrich selbst führte die Braut zum Altare in der St. Martinskirche und tanzte mit ihr den ersten Reigen auf dem Rathhaufe. Speise und Trank wurde hiebei den armen Leuten, für welche an mehreren Orten der Stadt eigene Tische errichtet waren, zur Genüge gegeben.

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