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Münchener Stadtbuch

XXIII. Herzog Christoph der Kämpfer.

Die Krone des ganzen Festes war aber nach Sitte alter Zeit das Turnier. Die Ritter schimmerten im Glanze ihrer Rüstungen; ihre edlen Rosse waren mit Silber und Edelsteinen geziert und deren Decken von Damast oder Sammt. Der Bräutigam selbst eröffnete das Turnier mit scharfer Lanze gegen den Ritter Hans von Bodmann.

Unter den fremden Gästen war auch ein Ritter aus Lublin in Polen. Von ungewöhnlich großer und starker Leibesgestalt, Stolzes und Hochmuthes voll, war er zur Hochzeit gekommen, um den Waffenvorzug polnischer Nation gegen die deutsche Ritterschaft zu Ehren seiner Fürstin und seines Volkes zu vertreten und zu wahren. Mit fast königlicher Pracht war er erschienen, sein Roß, welches er ritt, hatte sogar silbernen Hufbeschlag. Als er nun des Turnierens der deutschen Ritter zusah, spottete er dessen und nannte es ein Kinderspiel, forderte dagegen alle Fürsten und Grafen zu einem scharfen Rennen mit ihm auf, und setzte einen Preis von 1000 fl. für den aus, der ihn besiegen würde. Allein Niemand fand sich, der es mit ihm aufnehmen wollte; die riesenhafte Gestalt des Polen schreckte Alle. Darüber war der Bräutigam, Herzog Georg, sehr betrübt und er wendete sich an den Kaiser Friedrich mit der Bitte, Er möchte allen deutschen Fürsten zu Ehren an Herzog Christoph von Bayern sein kaiserliches Begehren stellen, mit dem Polen zu kämpfen. Der Kaiser willigte ein, sandte sogleich nach Herzog Christoph und redete diesen, wie uns J. J. Fugger berichtet, dessen Handschrift sich auf der k. Staatsbibliothek in München befindet, mit folgenden Worten an: „Lieber Herr Oheim und Fürst Christoph. Wir haben von Euer 

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