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Münchener Stadtbuch

XXIII. Herzog Christoph der Kämpfer.

Weg über Tirol nach Venedig einschlugen. Als er in dieser Inselstadt angekommen war, und vor sich das weite Meer erblickte, überkam ihm ein Zagen über die große und gefahrvolle Reise, er gedachte der Möglichkeit, sein Vaterland nie wieder zu sehen, und sühlte tiefe Reue über den feindseligen Hader, den er mit seinem Bruder Albrecht gehabt und über die viele Noth, die er ihm geschaffen. Daher schrieb er in Venedig seinen letzten Willen nieder, und vollendete sein Testament am heiligen Himmelfahrtstage — 16. Mai 1493. Als Haupterben seines ganzen Vermögens und seines Besitzthumes setzte er seinen Bruder, den Herzog Albrecht und dessen eheliche Leibeserben ein.

Hiedurch beruhiget, schiffte er sich mit seinen Genossen ein, kam glücklich in das gelobte Land, betete am Grabe des Erlösers und empsing die heiligen Sakramente der Beicht und der Kommunion bei den Franziskanern am heiligen Grabe zu Jerusalem.

Dann aber trat er die Rückreise an; doch sein Vaterland sah er nicht wieder. Während der Reise besiel ihn eine Schwäche und krank kam er auf der Insel Rhodus an, woselbst der Orden der tapferen Johanniter seinen Sitz hatte. Deren Großmeister, Rudolf Graf von Werdenberg, dessen Vaters Bruder herzoglich bayerischer Pfleger zu Landsberg gewesen, pflegte mit Sorgfalt und Liebe des kranken Herzoges; allein dessen ungeachtet verschlimmerte sich feine Krankheit. Als er nun den Tod herannahen fühlte, zog er ein verborgen gehaltenes köstliches Armband hervor und übergab dasselbe dem Großmeister mit der Bitte, es seiner Schwägerin, der Herzogin Kunigunde, zum frommen Andenken nach

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