Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
1530.
Hierauf trat der Zug seinen Weg gegen die Stadt zu an, während ein künstlicher Drache mit dem kaiserlichen Wappen geziert in den Lüften schwebte.
An der Isarbrücke angekommen, hielten die Münchener Fischer, in weiß und blaue leinene Wämser und Hosen gekleidet, ein Fischerstechen, „wobei mehrere in das Wasser gefallen, ist fast lächerlich und lieblich anzusehen gewesen."
Darauf zog Kaiser Karl um 5 Uhr Nachmittags unter dem Donner der Geschütze von den Wällen in die Stadt ein, zu seiner Rechten sein Bruder, König Ferdinand von Böhmen, zu seiner Linken der päbstliche Legat Cardinal Lorenz Campeggio. Dem Kaiser voran wurden Reichsschwert und die Krone, dem Kardinal aber das Kreuz vorangetragen. Den Zug eröffneten sämmtliche herzogliche Beamte, die Geistlichkeit und der Magistrat der Stadt München. Im Thale, etwa zweihundert Schritte innerhalb des Thores, hielt der Zug und es wurde auf einer errichteten Bühne ein biblisches Schauspiel gegeben, die Geschichte der Esther vorstellend, „so lieblich, künstlich und wohl geordnet, daß männiglich sich verwundert, und nit wohl möglich zu bessern gewesen wäre." Zweihundert Schritte wieder weiter, ehe man zum Raththurm gelangte, wurde abermals auf einer errichteten Bühne ein geistliches Schauspiel aufgeführt, darstellend die Geschichte der Massageten-Königin Tomvris, „die dem König Cyro sein abgeschlagen Haupt in einen Zuber voll Bluts stoßet." Am Marktplatze erhob sich ein zierliches Schloß von Holz und Leinwand, welches, nachdem aus demselben einige hundert Schüsse und Freudenfeuer losgebrannt waren, in Flammen auflodern mußte.