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Münchener Stadtbuch

XXIX. Die Hochzeit Herzog Wilhelm V.

1568.

ausgetheilt. Ein zweiter derartiger Spaß wurde nach beendigter Tafel im Hofe der Burg aufgeführt, indem zwanzig Ritter auf Pferden aus Pappdeckel geformt einherritten und verschiedene lächerliche Cavalkaden machten, nach deren Beendigung Raketen, die im Innern der Pferde angebracht waren und Feuer aus deren Mäulern, Ohren, Nasenlöchern und dem Schweife sprühten, zur großen Belustigung der hohen Herrschaften angebrannt wurden, da die Ritter mit ergötzlichen Sprüngen und Gebärden herumtummelten, gleichsam als wären diese Pferde vor dem Feuer scheu geworden. So endete auch dieser Tag.

Sonntag, den 29. Februar, war nach dem Morgengottesdienste das Frühmahl, wobei eine von Orlando di Lasso zu Ehren dieser fürstlichen Hochzeit eigens komponirte Festmusik, deren Tert der gelehrte Nikolaus Stoppius verfaßt hatte, mit ungetheiltestem Beifalle aufgeführt ward. Die Musik dieser Cantate wurde zu Paris 1571 gedruckt, und findet sich unter den Musikschätzen der hiesigen kgl. Hof- und Staatsbibliothek.

Nach der Abendtafel fand wieder großer Ball statt.

Am folgenden Tage, Montag den 1. März, wurde Mittags zwölf Uhr wiederholt ein glänzendes Turnier auf dem Marktplatze abgehalten, worauf folgende Preise vertheilt wurden: Den ersten Dank erhielt Herr von Rennsberg aus den Händen der Maria di Parchi, Kammerfräulein Christine von Dänemark; den zweiten Dank empsing Herr Rupprecht von Hermanstein durch die Baronesse von Lamberg; den dritten Karl Graf von Zollern aus den Händen der Gräsin Euphrosine von Oetting; den vierten Baron Gottfried Prainer von der Baronesse von Blamont;
 

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