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Münchener Stadtbuch

XXX. Der heilige Benno, Land und Stadtpatron.

1576.

eben einen großen Fisch aus der Elbe bekommen hatte, wollte seinem unbekannten Gaste damit aufwarten; als er ihn aber öffnete, um ihn auszunehmen, siehe! da fanden sich in seinem Innern die Kirchenschlüssel, die St. Benno bei seiner Abreise in die Elbe geworfen hatte. Davon ging rasch die Kunde durch die ganze Stadt, die Domherren eilten sogleich in das Wirthshaus, und erkannten in dem Pilgrim ihren Hirten, der dann von ihnen mit großen Freuden und unter Zulauf und Frohlocken des Volkes feierlich in die Stadt eingeführt wurde. Mit großer Kraft verwaltete er nun wieder sein Bisthum und verkündete allenthalben Gottes Wort.

Da geschah es einmal, daß die Kirche die große Menge des Volkes nicht faßte, das herbeigeströmt, die Predigtworte des heiligen Mannes zu hören. Deshalb begab er sich einige tausend Schritte vor der Stadt in ein weites Thal, um das Volk zu lehren. Aber es war ein sehr heißer Tag und die Sonne schien glühend auf die Menge, so daß viele verschmachten zu müssen vermeinten. Als der heil. Bischof solches wahrnahm, erhob er seine Augen betend zum Himmel, und schlug dann mit seinem Stabe auf die Erde. Da entsprang sogleich ein frischer Quell, an dessen Wasser sich Alles erlabte. Der Brunnen aber quillt noch heutigen Tages und heißt der heilige Brunnen, das Thal aber das heilige Thal.

Ein andermal ging er hinaus auf das Feld, und sah auf der Wiese viele Arbeiter, die eben das Heu umkehrten; sie waren sehr müde und von der Hitze des Tages durstig. Da gesegnete er ihre Wassergefäße mit dem heiligen Kreuze, und augenblicklich war anstatt des Wassers der beste Wein darin.
 

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