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Münchener Stadtbuch

XXXIV. Die Schweden in München, 1632,

und die große Pest. 1634.

etwas mildere Behandlung erleichtert. Dessen ungeachtet war ihre Lage eine gränzenlos unglückliche und schreckenvolle. Nicht nur waren ihre Gemüther von Angst und Sorge über das Schicksal ihrer Heimath und ihrer Familien erfüllt, sondern man ließ sie absichtlich, um sie zu martern, das Unglück ihres Vaterlandes schauen, indem man das aus Bayern geraubte Vieh und die entwendeten Güter vor ihrer Wohnung vorbei führte, und sie den Brand und die Verwüstung der bayerischen Grenzen von dem erhöhten Dache ihres Gefängnisses sehen ließ. Zu diesem gesellten sich die Drohungen und Vorwürfe der Einwohner von Augsburg, welche die Sperrung des Handels, die Theuerung und den Mangel, die lange Blokirung und all das Uebel, das Augsburg von Seite Bayerns drückte, auf ihre Veranlassung schob. Was aber alle diese Qualen übertraf, war der beständige drückendste Mangel der unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse, worüber fast alle ihre Briefe die lautesten Klagen enthalten. Anfangs schaffte der Kredit der unter ihnen besindlichen Handelsleute bei ihren Bekannten in Augsburg Rath; allein da diese aufgenommenen Gelder meistens ,,mittelst Wechsel" in Botzen und Salzburg bezahlt werden mußten, und hier manchmal der Mangel an Geld, "oder die Unsicherheit der Wege u. dgl. eine Verzögerung verursachte, so fing ihr Kredit allmählig an in Abnahme zu kommen. Man schickte zwar von München aus vielfaltig Wägen mit Viktualien, Salz und Baargeld zu ihrer Unterstützung, allein auch diese Lieferungen wurden meistens verzögert, und es war unterdessen ihre Schuld oft schon größer angewachsen, als daß sie durch die angekommene Summe,

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