Alte Bücher

 Seite 447


Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

Die Nachwelt später Zeiten
Soll wissen, was bedeuten

Die Stein und dieß Gebäu,
Warum's erhebet sei!

Von Feind und Gfahr umgeben
Wir Händ und Herz aufheben

Zu Dir in dieser Noth,
Dreieinig großer Gott!

Ein' Kirch Dir zu dem Ende
Geloben wir drei Stände,

Der Bürger, Edelleut',
Und gesammter Geistlichkeit.

Wir haben nichts gelitten,
Wann Du uns auf das Bitten

Ohn aller Menschen Hand
Erhalten von dem Brand.

Dieß Denkmahl dann verbleibe,
In Aller Herzen schreibe:

Die Stadt läg in dem Grund,
Wenn diese Kirch nit stund.

Hundertfünfundzwanzig Jahre waren seit der Sendlinger Mordweihnachten hinübergeschwunden.

Da sah man an einem freundlichen Sonntagmorgen — es war am Anfange Juli des Jahres 1830 — vom Gasteigberge her und aus der Vorstadt Au einen langen Zug mit Kreuz und Fahnen, begleitet von einer großen Menge Volkes, sich bewegen. Ernst schritt dieser Zug, voran die Zimmerleute von der Au, den Zimmermeister Kohlhofen an der Spitze, über die Isarbrücke, über die

 Seite 447