Alte Bücher

 Seite 470


Münchener Stadtbuch

XLI. Wirtschaften und Bauernhochzeiten am Münchener Hofe.

Türken, Spanier, Polen, Schweizer, Armenier, in altdeutscher Tracht, als Waldmänner und als Don Quixottes auftraten.

Eine andere sonderbare Hofbelustigung dieser Zeit waren die sogenannten Wirtschaften, welche mit allem Glanze dargestellt wurden. Wir besitzen eine Schilderung eines solchen am 11. Februar 1670 am Hofe zu München stattgefnndenen Festes, aus welcher wir folgendes ausheben.

Diese Wirthschaft wurde in der Residenz dargestellt. Die Herzogin Febronia, Gemahlin des Herzoges Max, Bruders des Kurfürsten, stellte die Wirthin, der Hofrathspräsident Fürst von Fürstenberg den Wirth vor. Herrn und Damen des Hofes bildeten die Dienerschaft des Gasthauses. Andere Herren und Damen waren die Gaste, in deren prachtvollen Kostümen alle Nationen und alle Klassen der Bevölkerung vertreten waren. Zuerst erschienen der Kurfürst mit seiner Gemahlin als Türke und Türkin in kostbarem Anzuge; der Kurprinz und Fräulein von Wolken stein kamen als Römer, Herzog Mar mit Gräsin Tattenbach als Chinesen; die Kurprinzessin als Zigeunerin wahrsagte den Gästen und benahm sich dabei äußerst gewandt und geistreich, in extemporirten italienischen Versen sagte sie Jedermann etwas auf seine Neigungen, Gewohnheiten und Wünsche Bezügliches. Ausser diesen Personen trieb sich noch eine Anzahl von Pilgern, Schäfern, Jägern, Soldaten, italienischen Bauern und Bäuerinen bei diesem Feste herum, welches mit einer reichbesetzten Tafel und zuletzt mit einem Balle beschlossen wurde.

 Seite 470