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Münchener Stadtbuch

XLII. Die Stiftung des Waisenhauses in der Au durch Michael Poppel.

1742.

Ein Ruhmestempel! — nicht für einen Fürsten, nicht für einen angesehenen und reichen Mann, der den lieberfluß seines Vermögens für gute und edle Zwecke verwendet, — nein, ein Ruhmestempel für einen Mann aus niederem Stande, ohne Vermögen, ohne Ansehen, ohne Freunde, dem kein Denkmal von Erz oder Stein errichtet ist, der Gegenwart leider fast unbekannt, der aber höheres und unvergänglicheres Verdienst für die Menschheit sich errungen hat, als ein Eroberer oder Sieger in zwanzig Schlachten!

Während des nach dem Ableben Kaiser Karls VI. im Jahre 1740 erfolgten, für Bayern so unglücklichen österreichischen Erbfolgekrieges wurden in der Au eine Menge Kinder, deren Väter im Kriege erschlagen waren, zu Waisen und liefen beinahe obdachlos umher. Solches Elend und solche Verlassenheit schmerzte und bekümmerte einen jungen Mann, Namens Michael Poppel, tief.

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