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Münchener Stadtbuch

XLIV. Fanny Zaloska.

1785.

da der Oberst, ihr Stiefvater, sie eben so unbedingt liebte als ihre Mutter sie haßte.

Als Fanny das sechzehnte Lebensjahr erreicht hatte, war wohl in München keine Jungfrau, die ihr an Schönheit den Rang streitig gemacht hätte. Um diese Zeit, — es war im Jahre 1785 — wurde in ihrem älterlichen Hause Graf Duras eingeführt, der mit der französischen Gesandtschaft nach München gekommen war; ein junger Mann von angenehmer Gestalt, feinen und einnehmenden Sitten und großem Vermögen. Er sah Fanny; ihre Schönheit reizte ihn, ihr Geist zog ihn an; seine Besuche wurden häufiger, und in kurzem war es ihm gelungen, ihr eine Leidenschaft einzuflößen, die er, nur nach flüchtigen Vergnügungen haschend, selbst nicht theilte. Da die Mutter mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftiget, wenig auf ihre Tochter achtete, der Stiefvater aber eine Neigung zu begünstigen schien, welche die schönsten Aussichten eröffnete, so gab sich Fanny dem Zuge ihres Herzens sorglos hin, und erwartete von der Verbindung mit dem liebenswürdigen Manne alles Glück, was ein junges Gemüth in dem Rausche der ersten Liebe träumt. Jndeß wich der Graf einer ernstlichen Erklärung aus, und während er der Fanny ohne Unterlaß seine Liebe betheuerte, klagte er oft in räthselhaften Worten das Schicksal an, das sich so oft zwischen die heißesten Wünsche der Menschen dränge. Zugleich aber bot er alle Künste der Verführung auf, die ihm vollkommen zu Gebote standen, um das liebende Herz des Mädchens immer fester zu umstricken, und sie einem strafbaren Ziele zuzuführen. Die Arme sah den Abgrund nicht, dem sie sich näherte, und sie wäre vielleicht hinabgerissen worden,

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