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Münchener Stadtbuch

XLIV. Fanny Zaloska.

1785.

wenn ihr nicht durch die Dienstfertigkeit ihres Kammermädchens einiges von den Galanterien des Grafen zu Ohren gekommen wäre, was wenigstens ihre Aufmerksamkeit rege machte. Der Stolz ihrer Tugend erwachte, und ob sie gleich unvermögend war, eine Leidenschüft auszurotten, die zu tief in ihrem Gemüthe gewurzelt durch Duras Gegenwart immer neue Nahrung erhielt, so bewachte sie sich doch mit größerer Sorgfalt, und entging so der Gefahr, mit der sie bedroht war.

Den geübten Blicken des Grafen entging die größere Zurückhaltung in Fanny's Wesen nicht; er forschte leise nach der Ursache; da sie aber nichts verrieth, sing er an zu muthmaßen, daß ihre Zurückhaltung ein Mittel sein sollte, ihm eine bestimmtere Erklärung abzudringen. Dieser Meinung gemäß ließ jetzt bestimmtere Hoffnungen zu einer näheren Vereinigung blicken, die bald wieder mit Aeusserungen einer großen Schwermuth abwechselten, immer aber mit heiligsten Schwüren seiner Liebe verbunden waren.

Fanny, die kein Mißtrauen in feine Aufrichtigkeit setzte, glaubte ihrem Glücke näher zu sein. In diesem Augenblicke — es war Anfangs Dezembers 1785 — traf sie ein herbes Mißgeschick; ihr Stiefvater, Oberst Picart, starb plötzlich und unvermuthet in Folge eines Unglücksfalles und dessen Tod traf sie um so schmerzlicher, je mehr Ihm und seiner zärtlichen, Sorgfalt bisher den väterlichen Schutz gegen Lodoiska's unmütterliche Gesinnungen dankte . In ihrem großen Schmerze war die einzige Zuflucht ihres Herzens Duras, und die Hoffnung, durch ihn der Willkür ihrer Mutter entrissen zu werden. Aber

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