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Münchener Stadtbuch

Die große Judenverfolgung in München im Jahre 1285, und die Gruftkirche

Ein weiterer Grund zu diesen Verfolgungen war aber auch der ganz verarmte und verwilderte Zustand des geringeren Volkes sowohl, als auch der gänzlich verschuldeten Großen. Hiezu kamen noch in diesen Zeiten Mißärndten und Nothjahre, und in Folge dessen eine ungeheuere Sterblichkeit. So fiel z. B. im Jahre 1281 am 17. Juli in ganz Süddeutschland ein so tiefer Schnee, daß die ganze Aerndte vernichtet wurde. Viele Menschen wanderten zur Stillung ihres Hungers nach Ungarn aus, viele starben an schlechter Nahrung, ja es wurde die Sterblichkeit in Folge der Hungersnoth so arg, daß man im nächstfolgenden Jahre 1282 die Todten haufenweise auf den Feldern einsammelte. Durch diesen Nothstand wurde daher auch die Habsucht des Pöbels mächtig angeregt, welcher hoffte, die reichen Schätze der Juden sich aneignen zu können.

Wir sehen nunmehr an vielen Orten Süddeuschlands Judenverfolgungen, wozu immer der Aberglaube des Volkes, und die schnell entstandene und verbreitet Sage, daß die Jeden Brunnen vergiftet und so eine ungewöhnliche Sterblichkeit veranlaßten, oder das sie Christenkinder schlachteten, um mit deren unschuldigem Blute religiöse Ceremonien an ihrem Passahfeste vorzunehmen, oder daß sie mit geweihten heiligen Hoestien argen Unfug und Verunerhrung getrieben, die erste Veranlassung und das erste Zeichen des Aufstandes gab.
Da geschah es auch in München im Jahre 1285, daß eines Tages plötzlich das Geschrei entstand, die Juden hätten einem alten Weibe ein Kind abgekauft oder gestohlen, und hätten dasselbe in einem unterirdischen Keller mit Nadelstichen zu Tode gefoltert. Grund genug, um des
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