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Münchener Stadtbuch

XLVII. Joseph Frauenhofer.

1801.

an, den Unglüeklichen zu retten. Aber die Sache war schwierig, denn man durfte weder von unten noch von oben den Schutt wegräumen, wollte man nicht die darunter begrabene Person ersticken. Die Hilfe wurde daher auf eine andere Weise, und zwar mit glücklichem Erfolge versucht. Der Proviantbäckermeister Zenger, Hofbauamtspalier Jakob Harrer, Ministrant Sebastian Mader, der Bediente Josef Schock, die Zimmerleute Kaspar und Martin Ziegler, Alois Huber, Felix Mayer und Johann Niggl, dann der Zeughaus-Büchsenmacher Paul Günzer, sowie der General-Landesdirektions-Bote Hainz und der Kellerofsiziant Stimpich begaben sich in das halb abgerissene Zimmer des stehen gebliebenen Hauses, und räumten zwischen dem Hause und dem wie ein Dach herabhängenden Stubenboden mit großer Lebensgefahr den Schutt weg, bis sie an die Bodenbretter selbst gelangten, worauf die beiden Fruhholz mit seinen Instrumenten kleine Stücke von einem Brette heraussägten. Nun erfuhr man erst, daß es der Lehrjunge Josef Fraunhofer sei, der noch lebe, und zuerst einen Finger, darauf die Hand und endlich einen Arm herausstreckte. Man steckte ihm sofort Tücher zu, die mit Wasser und Essig eingefeuchtet waren, um ihn zu laben, und brachte ihn endlich nach vierstündiger, rastloser und lebensgefährlicher Arbeit, ohne daß er irgendwie Schaden genommen, wieder ans Tageslicht herauf.

Kurfürst Maximilian Josef, welcher während der Arbeit unten an den gefährlichsten Plätzen sich aufgehalten, begab sich selbst in das halb abgerissene Zimmer im ersten Stockwerke, um die Arbeiter zu ermuntern, und sah mit sichtbarer Rührung, wie der arme Knabe den Arm aus

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