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Münchener Stadtbuch

XLVIII. Die Beterin an der Mariensäule.

abwenden und ihnen ihr kleines Eigenthum erhalten. Kaum war aber dieser Sturm glücklich vorübergegangen, so brach über ihre eigenen Aeltern die Gant aus, und der noch vorhandene Rest des Gewinnstes reichte nicht hin, das Anwesen derselben zu retten. Ihre Aeltern mußten klagend und weinend von ihrem kleinen Gütchen abziehen, das jetzt in die Hände der unbarmherzigen Gläubiger gerieth, und sahen sich gezwungen, die Gegend zu verlassen und in ihre Heimat, die Rheinpfalz, zu ziehen. Adelheid aber verblieb einstweilen mit ihrem Kinde bei Martin's Aeltern.

Da kam im Jahre 1807 der Krieg gegen Preußen, und Martin mußte mit der bayerischen Armee, die sich an Frankreichs Kaiser angeschlossen hatte, weitentlegenen Schlachtfeldern zueilen. In dieser schlimmen Lage wollte Adelheid den dürftigen Aeltern ihres Martin nicht länger überlästig fallen; sie gab daher ihr Kind zu zwar armen aber braven Leuten in Allach, drei Stunden von München, in Kost und Pflege, sie selbst aber ging nach München und trat in einem Bürgershause als Magd in Dienst.

Martin hatte sich während dessen als Soldat tapfer und tüchtig bewiesen; als der Friede von Tilsit den Krieg beendigte, kehrte er als Sergeant mit den siegreichen Bayern in die Heimat zurück. Nicht lange aber genoßen die Liebenden das Glück des Wiedersehens; im Jahre 1809 brach mit dem Aufstande der Tyroler der Krieg mit Oesterreich aus, und neuen Schlachtfeldern, neuen Kämpfen zogen die tapfern Bayern entgegen. Martin machte diesen Feldzug mit als Lieutenant.

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