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Münchener Stadtbuch

XLVI. Münchener Sagen

11. Der schöne Thurm.

Seit alter Zeit her führte aus der innern Stadt von der Kaufingergasse in die Neuhausergasse ein Thorthurm, welcher früher Kufringerthor, dann später der öde Thurm, und als er im Jahre 1479 wegen Baufälligkeit theilweise abgetragen und in verschönerter Gestalt mit Malereien geschmückt wieder aufgebaut war, der schöne Thurm genannt wurde. Unter diesen Freskogemälden befand sich ein prächtiger Zug des Kaisers mit dem Adel und der Ritterschaft, wie man aus den noch erhaltenen Abbildungen desselben ersehen kann.

Im Jahre 1807 wurde dieser schöne Thurm zur Erweiterung der engen Passage eingerissen. Einige Tage vor dem Beginne des Abbruches wurden die Bewohner der nächstgelegenen Häuser in der Nacht durch großen Lärm und Trompetengeschmetter aufgeweckt, und man hörte, jedoch ohne etwas zu sehen, vom schönen Thurm aus gegen das Karlsthor zu unter lautem Befehlrufe den Abzug gespenstischer Reiter, deren Harnische weithin durch den Wind rasselten, wobei von Hufestritten der Pferde die Straße erdröhnte.

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