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Münchener Stadtbuch

XLVI. Münchener Sagen

17. Der Spiegelbrunnen.

Das Eck, welches die Theatinerstraße in das Schrammengäßchen, der k. Polizeidirektion gegenüber, bildet, hieß in alten Zeiten das Spiegelbrunneneck und kömmt unter diesem Namen schon in einer Urkunde vom Jahre 1543 vor. Noch vor etwa fünfzig Jahren war an diesem Hauseck ein Gemälde angebracht, welches ein hahnartiges Thier, wie man den fabelhaften Basilisken zu malen pflegt, vorstellte. Vor diesem Hause stand damals an derselben Stelle, wo noch jetzt der Schöpfbrunnen steht, ein Zieh- oder Kettenbrunnen. Hierüber geht folgende Sage:

In diesem Brunnen hausete vor uralten Zeiten ein Basilisk. Der Basilisk ist aber ein gräuliches Thier, denn seinen Blick kann kein lebendiges Wesen ertragen; wer ihn sieht muß sterben, und auch er selbst, wenn er seiner ansichtig wird. Das war nun ein großer Jammer in München, denn Jeder, der in die Tiefe des Brunnens hinabschaute, wurde von dem Blicke des Basilisken sogleich getödtet, und Viele waren auf diese Weise schon umgekommen. Da wurde endlich ein großer Spiegel herbeigebracht und über dem Brunnen aufgestellt, und als gleich darauf der Basilisk aufwärts schaute und in dem Spiegel sein eigenes Bild erblickte, war er sogleich todt. So wurde die Stadt von diesem Unheile errettet, und der Brunnen hieß seitdem der Spiegelbrunnen.

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