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Münchener Stadtbuch

LII. Der Karakter der Münchner.

setzt durch seine Kühnheit den hösischen Fremden in Erstaunen, denn der Eingeborene heuchelt nicht, und wo ihm etwas mißfällt und unrecht däucht, sagt er's geradezu, und beurtheilt öffentlich den Vornehmen wie den Niedern. Er sagt es laut, und in's Gesicht sagt er's ihm. Diese ihm gleichsam angeborene Gewohnheit den geraden Weg zu gehen, begleitet ihn allenthalben, und er bleibt nicht selten der Gefahr ausgesetzt, dadurch, daß er Jemand, der ihn betrügen will, für ehrlich hält, übervortheilt zu werden. Ein ähnlicher Mangel an Welttugenden ist die hergebrachte Bescheidenheit, seines Verdienstes nicht zu achten. Es haben hier ununterbrochen Gelehrte und Künstler aller Arten gelebt, und sie bemühten sich nicht im geringsten, wie sie bekannt werden möchten, und sind es bei dem Auslande immer mehr, als zu Hause gewesen. So wird ebenfalls in mechanischen Künsten mit der möglichsten Vollkommenheit gearbeitet, und z. B. die hiesigen Kutschen, Lakirarbeiten, Stahlarbeiten ec. ec. werden so geschmackvoll und trefflich, wie in Paris und London verfertiget.

„Was die Wissenschaften betrifft, so cirkuliren hier alle Kenntnisse, die der Mensch sich erklärt oder erfunden hat. Die Gelehrsamkeit und das, was man Aufklärung des Verstandes, Verbesserung des Geschmackes, und Erhebung des Karakters nennt, befindet sich, im Ganzen genommen, bei dem Mittelstande. Von diesem wird geschrieben, von diesem wird auch das meiste gelesen und gearbeitet, und der Unterricht in Künsten und Wissenschaften den übrigen Ständen ertheilt. Die Kühnheit, deren sich die Schriftsteller bedienen, hat stets die Bewunderung des Auslandes

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