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Münchener Stadtbuch

Die Standarte der Schuhmacher in München. 1295.

„Als sich zu Kaiser Ludwigs Zeit,
Erheben thet ein harter Streit
Dermassen, daß in kurtzer stundt
Alle Banner gingen zu grundt
Ausgenommen der Schuechmacher werth
Blib  aufrecht und ganß unversert,
Der feindt kein mie und fleiß nit spart
Diesem Fändlein zusetzet hart.
Mit aller macht zu undertreiben.
Standhafft thet es vor ihm bleiben
Mit herzenhafft männlicher Handt,
Und fand so großen widerstant
Die Ritter sich lagen ob,
Den Sieg erhielt mit Preis und lob.
Von wegen dieser ritterlichen that
Vergabt Kayserliche Mayestatt
Die Schuemacher insonderhalt
Mit einer ewigen Freyhait,
Daß so döfen on menniglich Irren
Den Münch in Irem paner führen
Und die Schuehmacherknechte will sie so treu
Iren Maistern seind gestanden bey
Und dargestreckht Ihr leid und leben,
Hat Kayserliche Mayestatt In geben,
Auch eine ewige Feyhait zwar,
Daß sy zu Altenhoff alle Jar,
In der furstlichen Kürchen herrlich
Iren Gottesdiest verrichten ehrlich
Ein ewigs Licht brennen daneben.
Solch Freyhayt hat Kaiser Ludwig geben
Das ist geschehen offenbar
Als man nach Christi Geburth klar
Zält aintausen zweyhundert Jar
Und fünfundneunzig Jar, und wahr.

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