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Schon im alten München hatte man über schlechte Theaterverhältnisse zu klagen. Christian Müller läßt sich über die Unzuträglichkeit des Theaterdoppelbetriebes im Hoftheater — unter dem das heutige Residenztheater zu verstehen ist — und in dem 1811 eröffneten Theater vor dem Isartor mit folgender bewegten Klage vernehmen:
Unter dem Einflüsse des kunstliebenden Karl Theodor schwang sich das Münchner Hoftheater anfangs zu einer Höhe auf, die das Schönste für die Folge erwarten ließ. Aber Schikane, Launezensur in ungeschickten Händen, Neckereien und grobe Mißgriffe trübten die letzte Periode des Theaters unter diesem Kurfürsten.
Die Regierung des jetzigen Regenten ließ ihren milden Genius auch über diesen Zweig des freudigeren Gesellschaftslebens walten und befreite die Bühne von allen den Fesseln, die sie niedergedrückt hatten.
Der durch seine schriftstellerischen Verdienste um das deutsche Theater schon rühmlich bekannte Babo kam nun als Kommissär zur Leitung des Hoftheaters. Es blieb aber nur allzu kurz in seinen Händen. Seit vier Zähren steht das Theater unter einer Hoftheater-Intendanz. Der Staat unterstützt das Hoftheater durch einen jährlichen Zuschuß von 52 000 Gulden, übernimmt die Pensionen ausgedienter Schauspieler und besoldet, zum Dienst des Orchesters, die stark besetzte Hofkapelle. Die vorzüglichsten Sänger und Sängerinnen dieser Kapelle, gleichfalls besoldet aus dem Fonds der Hofmusik, dienen dem Theater für sehr mäßige Gehalte, dem überdies die Abonnementsgelder für die Logen und die täglichen Einnahmen zur Disposition überlassen sind. Wenn eine Regierung die dramatische Kunst mit solcher Liberalität unterstützt, so erklärt sie dadurch doch wohl, daß sie das Gedeihen derselben wünscht, und die Verwaltung des Theaters in den Stand zu sehen strebt, das Erlesenste und Beste der Kunst auf eine all seinen äußeren und inneren Forderungen genügende Weise dem Publikum darstellen zu lassen, ohne dabei um des Erwerbs willen, auf den verbildeten und ungebildeten Teil desselben rechnen zu müssen. Das Publikum Münchens, wenn gleich groß genug, um viel für das Theater tun zu können, ist gleichwohl von dem, was der Staat für das Beste desselben darbietet, viel zu gut unterrichtet, um wie die Bewohner Berlins und Wiens mit immer wechselnden