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Die Wissenschaft und ihre Pflege in München sind nicht so jungen Datums, als Manche wohl glauben.
Schon Kaiser Ludwig der Bayer kannte den Werth großer Köpfe und tüchtiger Gelehrter und war der erste Monarch, der einen Dichter, Albertinus Mussart, gest. zu Clodium 1329, krönte. Und wo er von irgend einem Gelehrten in Europa hörte, der sich durch Muth und Fleiß ausgezeichnet hat, zog er ihn unter einer reichen Versorgung nach München.
Daßübrigens Wissenschaft und Poesie in alter Zeit von den Münchnern nicht blos geachtet, sondern auch selbst geübt ward, dafür geben der Maler, Poet und Chronist Ulrich Fueterer in München und der Patrizier Jakob Püttrich Zeugniß. Jener schrieb nach 1408 eine bayerische Chronik und dieser 1462 einen Turnierbrief in Reimen, und 1427 übersetzte des Herzog Ernst Kanzler, Simon Scheidenreisser, gar Homers Odyssee ins Deutsche.
Und schon 1448 legte der schon gelgenlich der alten Gruftkirche genannte Dr. Hans Hartlieb in München als der Erste unter allen bayerischen Gelehrten bei Jorg Scapff in Augsburg eine Schrift über Chiromantie in Druck.
Von allen bayerischen Städten war auch München die erste, in der eine Buchdruckerpresse ausgestellt ward. Es geschah das 1471 durch den Augsburger Hans Schobser.
Im Jahre 1564 finden wir in München einen Buchdrucker Adam Berg, dessen umfassender Verlag uns interessante Blicke in die Kulturgeschichte jener Zeit thun läßt. Bei ihm erschienen auch die Compositionen der ersten zeitgenössischen Tondichter, an ihrer Spitze Orlando di Lallo und seine Söhne. Seine Wittwe Anna Bergin verlegt 1615 des Jesuiten Matthäus Rader bekannte „Bavaria Sancta“, wozu Raphael Sadeler werthvolle Kupfer gestochen, und Nikolaus Henrici, Buchdrucker in München, druckte 1605 das Leben und Leiden des heiligen Kastulus in deutschen Reimen von Hans Mayr, einem Münchner Bürger, der unter die Dichter gegangen.
Aber auch die Büchercensur und das Verbot aller ausländischen Schriften und Schulbücher ließen nicht lange auf sich warten: schon im Jahre 1582 erschien zu München der erste gedruckte Jinder Librorum Authorumque prohibitorum.
In alter Zeit blieb Erziehung und Unterricht fast ausschließlich der Familie überlassen. Der Besuch einer Klosterschule und Reisen waren die einzigen Bildungsmittel außerhalb derselben. So war es denn kein Wunder, wennvon hundert Münchenern kaum einer der edelen Kunst des Lesens und Schreibens mächtig war und kaum der Tausendste einige literarische Kenntnisse besaß,